Valparaíso ist eine kleine hügelige Hafenstadt in Chile, Anziehungspunkt für Künstler und Intellektuelle. Die unzähligen Treppen ziehen sich durch die ganze Stadt und sind ein Gesamtkunstwerk geworden, Teil des Magnets für Maler und Studenten.
Die Republik Chile erstreckt sich im Südwesten von Südamerika über 4000 km in der Länge und reicht vom Pazifischen Ozean über Peru, Bolivien, Argentinien bis zum Atlantischen Ozean. Chile hat eine bewegende Geschichte hinter sich, die jedem Besucher bekannt sein sollte, um sich mit der Bevölkerung verständigen zu können.
Chile und die Hafenstadt Valparaíso
Valparaíso ist die Heimatstadt von Pablo Neruda, der weltbekannte Dichter widmete einige seiner schönsten Zeilen seiner Heimat mit den vielen Treppen. Der „Regenbogen vielfältiger Farben“ ist Hafen- und Künstlerstadt zugleich, obwohl für das architektonisch geschulte Auge nicht viel zu sehen ist. Denn im 19. Jahrhundert zerstörten zwei große Erdbeben die alten Gebäude der kleinen Stadt, sodass die Bauwerke eher modern, oder zumindest nicht wirklich alt sind. Auch 1906 wurde die Stadt von Erdbeben und Tsunami heimgesucht, die Eröffnung des Panamakanals minderte die Wichtigkeit des Hafens. Doch das stört die Einwohner nicht, sie lieben ihre Stadt und malen einfach alles bunt an.
Der Ausblick ist atemberaubend, die 27 Hügel allerdings auch. Die Treppen lassen sich dichterisch beschreiben, doch um umherzugelangen ist entweder körperliche Fitness Voraussetzung oder aber genug Mut, die kleinen Lifte zu besteigen. Ungefähr 15 sind noch in Betrieb, eigentlich waren es 30. Schon Ende des 19. Jahrhunderts machten die kleinen mechanischen Wunder von sich reden und sind wahrlich eine Erleichterung. Die Gassen sind klein und die Treppen steil, hier wird einem Demut und Ruhe gelehrt.
Chile und die Diktatur
Es war auch in Valparaíso, wo 1973 der blutige Militärputsch began. Die Militärdiktatur ist noch frisch, weshalb jeder Besucher sich grundlegend über die Geschichte von Chile informieren sollte.
Salvador Allende, noch immer gefeierter Held und auch in Valparaíso geboren, wurde 1970 zum sozialistischen Präsidenten gewählt, woraufhin das Land von Amerika und großen Konzernen boykottiert und ergo das politische System labil wurde. Daraufhin putschte das Militär 1973 blutig gegen die Regierung, um selbst an die Macht zu kommen und der sozialistischen Regierung ein Ende zu bereiten.
Allende beging Selbstmord und Pinochet kam an die Macht. Er regierte gewaltätig, folterte und tötete Oppositionelle, die Verstaatlichungen von Allende wurden rückgängig gemacht, die westliche Welt unterstütze Chile wieder wirtschaftlich. Erst 1988 sprachen sich bei einer Volksabstimmung 55% gegen eine weitere Amtszeit Pinochets aus, 89 fanden die ersten freien Wahlen statt, die Diktatur fand ein Ende. Die Aufarbeitung kam schleppend voran, Pinochet schaffte es, 2006 zu sterben, ohne jemals für seine Taten büßen zu müssen.
Mit diesem Grundwissen im Hinterkopf ist man bestens ausgerüstet für eine Reise, bei der der Besucher die Schönheit Chiles einsaugen und die farbvollen Ideen genießen kann, ohne zu eurozentristisch zu wirken. Die Treppen, die selbst Hundertwasser bleich aussehen lassen, kann man auch als Symbol für eine bunte Moderne sehen, die sich über der grauen Vergangenheit ausgebreitet hat.
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