Wieskirche: UNESCO Weltkulturerbe in Steingaden

Die Wieskirche in Steingaden mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch tritt ein Besucher durch die Kirchentür, weiß er augenblicklich, warum der Sakralbau zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Die Wieskirche steht zwar seit mehr als 350 Jahren in dem kleinen oberbayrischen Ort Steingaden, doch erst mit ihrer Aufnahme in das UNESCO Weltkulturerbe wurde sie überregional wirklich bekannt. Heute zieht der prächtig dekorierte Kirchenbau nicht mehr nur Pilger, sondern vor allem auch Architektur-Freunde und Kunsthistoriker aus ganz Deutschland und aller Welt an.

Wieskirche in Steingaden: Wallfahrtsort und UNESCO Weltkulturerbe

Die Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, wie sie vollständig benannt wurde, gehört zum Bistum Augsburg. Der in Beige und Weiß gehaltene Bau mit seinem rotbraunen Ziegeldach ist wegen seiner Lage auf einer kleinen Anhöhe und der wenigen umstehenden Bäume schon von Weitem sichtbar. Aus dieser Sicht überragt der Glockenturm die recht flache, fast gar nicht als solche wahrnehmbare Kuppel und lässt sie eher unscheinbar aussehen. Betritt man jedoch das Innere der Kirche, ändert sich dieser Eindruck schlagartig.

Hier fällt der Blick auf das farbenfrohe Fresko, mit dem die Innendecke der Kuppel bemalt ist. Der Kirchenraum wird gleichmäßig von Licht erfüllt und reichhaltige Goldverzierungen lenken das Auge des Betrachters von einem Detail zum nächsten. Immer wieder entdeckt man etwas Neues, über das sich staunen lässt. Was von außen so schlicht erscheint, zeigt im Inneren deutlich den Einfallsreichtum seiner Erbauer. 1745 hatten die Brüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann mit der Errichtung der Kirche begonnen, 1754 wurde der Bau vollendet. Als Stil-Richtung wählte man den zu dieser Zeit gerade populär gewordenen Rokoko, der vor allem mit seinen überschwänglich eingesetzten Verzierungen besticht.

Geschwungene Linien und Rankenformen prägen das Erscheinungsbild an Stelle von geraden Umrandungen und Symmetrie, marmorierte Säulen strukturieren den Raum. Trotz ihrer nicht übermäßig ausladenden Größe wirkt die Kirche durch die vielfältigen Verzierungen prachtvoll und majestätisch, gleichzeitig aber auch leicht und verspielt. In dem kleinen Kirchenraum findet man mehr Dekor als in so manchem großen Dom, selbst die schmalen Seitenschiffe sind reich verziert. Eine 1959 unter anderem auch aus Teilen des Vorgängers erbaute Orgel, die erst 2010 vollständig renoviert und in einigen Partien umgebaut wurde, sowie die sieben Glocken im Turm sorgen zur rechten Zeit für eine akustische Untermalung der optischen Pracht.

Die Wieskirche ist damit nicht mehr nur Anlaufpunkt für Wallfahrer. Seit 1983 gehört sie zum Weltkulturerbe und zählt mittlerweile mehr als eine Million kunstinteressierte Besucher pro Jahr.

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