Trier – Reisen kann man im Reisebüro kaufen. Oder man bucht selbst, auf großen Portalen im Internet und auch direkt bei einem Hotel oder einer Fluggesellschaft. Doch es gibt einen weiteren Weg: den mobilen Reiseberater.
Wenn es gewünscht wird, kommt der sogar abends oder am Wochenende zu einem nach Hause – mit allem, was man für Information und Buchung braucht.
Noch sind die mobilen Reiseberater Exoten auf dem deutschen Reisemarkt. Doch Kurt Koch ist zuversichtlich. Er ist Geschäftsführer der zum Tui-Konzern gehörenden TLT Urlaubsreisen GmbH und zuständig für die Reiseberater-Marken Take Off, Holiday Profis und Feria: «Wir stehen eigentlich noch am Anfang», sagt er. Doch die Bereitschaft, bei einem mobilen Reiseberater zu buchen, sei groß.
Mobile Reiseberater arbeiten nicht im Reisebüro um die Ecke. Sondern daheim, meist nebenberuflich. Und die weitaus meisten von ihnen sind Frauen. Vor allem solche, die früher mal in Reisebüros gearbeitet haben. Der mobile Reiseberater kann mit seinem Laptop auf die Buchungssoftware zugreifen, die auch das Reisebüro bietet. Der wesentliche Unterschied: Er ist extrem flexibel, kennt seine Kunden meist gut und ist nicht an Öffnungszeiten oder Bürostunden gebunden.
Auf dem Markt gibt es verschiedene Anbieter. Thomas Cook betreibt schon seit 20 Jahren travelNet. Andere größere Unternehmen sind beispielsweise Amondo, Prima Urlaub, Pro Tours oder Solamento. Bei Koch arbeiten rund 700 Berater, allesamt mit langjähriger Reisebüroerfahrung oder vergleichbaren Kenntnissen.
Mobile Reiseberater arbeiten anders als Reisebüros. Sie haben zwar die gleichen Angebote und Preise, aber den «Mobilen» gibt es auch dort, wo es kein Reisebüro gibt. Entweder kommt die Beraterin samt Laptop und Drucker per Auto zum Kunden.
Oder aber der Kunde kann sich bei den TLT-Firmen dank einer besonderen Software auf dem Bildschirm genau das anschauen, was auch sein Reiseberater 100 Kilometer entfernt sieht. «Man guckt gemeinsam, wählt aus, passt an – wir können dieses Reisebüroerlebnis per Internet zu 99 Prozent nachstellen», sagt Kurt Koch. Seine Reiseberater sind nur noch selten wirklich unterwegs, das meiste läuft über den Laptop. Der Kunde kann seinen Berater im Internet suchen, nach räumlicher Nähe oder Spezialkompetenz. Ein wesentlicher Vorteil: Die Berater sind oft am Wochenende und am Abend erreichbar.
Amondo-Geschäftsführer Achim Steinebach ist überzeugt, dass die große Stunde der mobilen Berater erst noch schlägt. «Wir werden ein Reisebürosterben bekommen», sagt er. Viele Büros könnten sich die Versicherungen nicht mehr leisten, die ab Mitte 2018 wegen des neuen Reiserechts mit mehr Verbraucherschutz nötig seien.
Ralf Hieke, Vizepräsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) und selbst Besitzer von zwei stationären Reisebüros, sieht darin vor allem «lästige Bürokratie», aber keine Existenzbedrohung. Wer guten Service biete, werde auch in Zukunft Kunden haben – im Reisebüro oder mobil.
Koch meint, dass gut informierte und immer anspruchsvollere Kunden dafür sorgen werden, dass sich der touristische Vertrieb verändert. «Heute suchen wir noch den Kunden», sagt er. «Aber mit wachsender Attraktivität unserer Leistungen wird es mehr und mehr dazu kommen, dass der Kunde uns sucht.»
(dpa/tmn)