Rheinbreitbach (dpa/tmn) – Verkehrschaos in Vietnam, Armut und Dreck in Indien, forsche Verkäufer in Marokko: Reisen bedeutet oft einen Kulturschock. Das kann zunächst irritieren und verstören. Doch es gibt auch einen umgekehrten Kulturschock. Was hat es damit auf sich?
«Wenn Menschen nach längerer Zeit im Ausland wieder in die Heimat zurückkehren, dann durchlaufen sie ähnliche Stimmungsschwankungen wie Touristen, die in ferne Länder reisen», erklärt Andreas Bittner, Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelles Management (IFIM) in Rheinbreitbach. Zuerst sei da oft Euphorie über die Rückkehr. «Alle sagen §Wie schön, dass du wieder da bist“, der Wirt in der Lieblingskneipe erkennt einen wieder, aber dann sackt die Stimmung irgendwann ab.»
Dafür gebe es mehrere Gründe: Das Interesse für die eigenen Geschichten nimmt schnell ab, mit vielen alten Bekannten hat man sich nichts mehr zu sagen – und man spürt eine gewisse Entfremdung zur Heimat und der dortigen Mentalität.
Bittner nennt ein Beispiel: «Wer lange in den USA war und dann nach Deutschland zurückkehrt, fragt sich oft: Waren die Deutschen schon immer so muffig?» Wahrscheinlich schon. Aber der Rückkehrer sieht die Lage plötzlich vor einem anderen kulturellen Hintergrund. «Man braucht eine Weile, um sich wieder anzupassen», sagt der Experte.
Gibt es dieses Phänomen auch bei Menschen, die von einer Urlaubsreise zurückkehren? Das ist laut Bittner eher nicht so. Ein Jahr Work and Travel in Australien könne beispielsweise aber durchaus zu einem umgekehrten Kulturschock führen. «Je länger man weg war, umso größer ist der Effekt.»
(dpa)