Hamburg – Eine Impfung gegen Hepatitis A und B, gegen Gelbfieber, eventuell Malaria-Prophylaxe: Für viele ferne Länder sind die medizinischen Empfehlungen relativ eindeutig.
Doch muss es unbedingt eine Tollwut-Impfung sein? Viele Reisende sind unsicher. Tropenmediziner beantworten die wichtigsten Fragen:
Was ist Tollwut?
Silja Bühler vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg erklärt: «Tollwut ist eine virale Infektion, die unbehandelt in nahezu allen Fällen tödlich verläuft.» Das Virus wird von Säugetieren übertragen. «Bei einem Biss, Kratzer oder durch das Ablecken einer Wunde», erläutert die Leiterin der Reiseambulanz. Überträger sind zum Beispiel infizierte Hunde, Füchse, Katzen, Fledermäuse und Affen. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind aber in bis zu 99 Prozent aller Fälle Hunde für die Übertragung auf den Menschen verantwortlich.
Warum ist Tollwut so gefährlich?
Wer ungeimpft von einem mit Tollwut infizierten Tier gebissen oder gekratzt wird, ist unmittelbar in Lebensgefahr. Sobald Symptome wie Lähmungen, Krämpfe, Lichtscheue und Abneigung gegen Wasser auftreten, ist es zu spät. Eine heilende Therapie gebe es bisher nicht, erklärt das
Robert Koch-Institut (RKI). Bei einem Biss oder Kratzer müssen Reisende sofort reagieren und die Wunde gut mit Wasser und Seife auswaschen. «Und dann möglichst schnell impfen lassen. Auf keinen Fall auf Symptome warten», warnt die Ärztin. Nicht mehr als 24 Stunden sollten bis zur nachträglichen Impfung vergehen.
Wo kommt Tollwut vor?
Deutschland und einige weitere europäische Länder wie die Schweiz, Finnland, Italien und Frankreich gelten offiziell als tollwutfrei, so das RKI. Nach Schätzungen der WHO sterben aber weltweit jährlich rund 59 000 Menschen an Tollwut, besonders in Asien und Afrika. Ein Infektionsrisiko für Deutsche besteht in Ländern, wo die Tollwut andauernd und gehäuft vorkommt. Das gilt für
viele beliebte Reiseländer wie Thailand, Vietnam, Indien und Südafrika.
Wann muss ich mich gegen Tollwut impfen lassen?
Es kommt stets auch auf Art und Dauer der Reise an. «Je länger man bleibt, umso mehr steigt das Risiko», sagt Bühler. «Aktivreisende, die viel in der Natur unterwegs sind, haben nicht unbedingt ein höheres Risiko. Streunende Hunde kommen häufig auch in Städten und Ortschaften vor.» Wer plant, mit Tieren in Kontakt zu kommen, sollte sich impfen lassen – etwa bei einem Praktikum. Ebenso gelte das etwa für eine dreimonatige Rucksacktour durch Indien und Südostasien. Anders bei der zweiwöchigen, organisierten Busreise durch Vietnam: «Da würde ich mit dem Reisenden besprechen, wie er sich nach einem Biss verhalten muss, aber nicht unbedingt zu einer Impfung raten.»
Wichtig ist, ob der Impfstoff im Reiseland verfügbar ist, um im Ernstfall schnell nachimpfen zu können. Wolfgang Groth vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin erklärt: «In Thailand ist das Nachimpfen in der Regel kein Problem, in Laos wird es da aber schon schwieriger.» Wer in Tansania von einem Tier gebissen wird, muss laut Groth zur Impfung über die Landesgrenze nach Kenia. «Tollwut ist keine Pflichtimpfung, aber häufig sinnvoll», sagt der Mediziner. Wichtig für Eltern: Kinder haben ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Wie schütze ich mich vor Ort vor Tollwut?
Reisende sollten sich in Verbreitungsgebieten von Hunden fernhalten. «Nicht anfassen, auch wenn sie noch so niedlich aussehen, auch keine Welpen», sagt Bühler. «In der Nähe von Tempeln das Essen immer gut wegpacken. Da gibt es oft Affen, die sehr frech sind.»
Wie läuft eine Tollwut-Impfung ab, und was kostet sie?
Bisher waren für einen Schutz drei Impfungen an den Tagen 0, 7 und 21 nötig. Es gab auch eine Kurzimmunisierung für Last-Minute-Reisende (0-3-7). Das neue WHO-Impfschema sieht laut Bühler nur noch zwei Impfungen vor, die Ständige Impfkommission empfehle aber noch das alte Schema mit drei Impfungen. Günstig ist die Impfung nicht: Die drei Spitzen kosten insgesamt meist mehr als 200 Euro. Ist die Impfung für eine Reise sinnvoll, zahlt eventuell die Krankenkasse. Ob und wann eine Auffrischung nötig ist, muss mit dem Arzt abgeklärt werden.
(dpa/tmn)