Virtual und Augmented Reality im Tourismus

Bonn – Die Urlaubsplanung lebt von der Fantasie. Doch mit der Wunschvorstellung hat das reale Hotel oft wenig zu tun. Wie lässt sich Enttäuschung verhindern?

In Zukunft können sich Urlauber fast lebensecht von den Gegebenheiten vor Ort überzeugen. Die Technologien Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) machen es möglich. Sie bieten virtuelle Inspektionen von Hotelzimmern, einen 360-Grad-Spaziergang durch New York oder computeranimierte Rundgänge auf Kreuzfahrtschiffen.

«VR ist das vollständige Eintauchen in fremde Welten», sagt Kristine Honig, Beraterin beim Unternehmen Tourismuszukunft. Eine VR-Brille ist das gebräuchlichste Gerät dafür: Benutzer werden mithilfe der Brille von der realen Welt abgeschirmt und bekommen Inhalte über Display und Lautsprecher. Die Bewegung in der digitalen Welt und die Interaktion mit dem Raum werden realitätsnah simuliert.

Mittlerweile nutzen viele Reisebüros die Technologie, um Appetit auf den Urlaub zu machen. Thomas Cook zum Beispiel hat insgesamt 880 Büros mit VR-Brillen ausgerüstet. Die 360-Grad-Ansicht ermöglicht viel umfassendere Einblicke in ein Urlaubsziel als Katalogfotos.

«So kann man im Reisebüro sitzen und durch ein Kreuzfahrtschiff laufen, einen Rundflug über eine Region machen oder sich ein Hotel anschauen», sagt Honig. Für die Vorbereitung einer Reise oder als Inspiration ist das eine große Hilfe.

«Es bietet die Möglichkeit, eine Reise besser zu erklären», sagt Georg Welbers, Vertriebschef bei Thomas Cook. Ein Hotel zum Beispiel lässt sich ganz genau unter die Lupe nehmen. «Der Kunde kann dabei sehen, dass es beispielsweise im Zimmer 321 einen schönen Blick aufs Meer gibt, aber in 322 der größere Balkon zur Auswahl steht.»

Auch eher unkonventionelle Anwendungen sind möglich, und das schon heute. In Köln zum Beispiel sehen Besucher die Stadt auf einer neuen VR-Tour so, wie sie in der Kaiserzeit aussah. Im Legoland Deutschland liefern sich die Gäste in der kommenden Saison auf einer Achterbahn ein virtuelles Rennen gegen Figuren aus der Legowelt, ebenfalls per VR-Brille. Und auf den neuen Expeditionsschiffen von Hurtigruten können Passagiere mit den Brillen Unterwasserdrohnen folgen.

«Während VR den Nutzer virtuell an einen fremden Ort bringt, liefert Augmented Reality kontextbezogene Informationen», erklärt Dirk Schart vom Unternehmen Reflekt, das VR- und AR-Anwendungen entwickelt. Die Idee dahinter: «Häufig suchen wir nach Informationen. AR bringt sie dahin, wo sie gebraucht werden, direkt in die Umgebung.» Hier ist der Nutzer nicht durch eine Brille von der Umgebung abgeschirmt. Vielmehr erhält er zusätzliche Infos per Text und Bild auf das eigene Smartphone oder Tablet. Mit dem gezückten Handy vor dem Kölner Dom zum Beispiel sieht der Besucher durch das Display nicht nur den Dom, sondern auch Infos zur Geschichte, Größe und Bauzeit.

Auch im heimischen Wohnzimmer helfen AR-Apps bei der Reiseplanung. Die digitalen Infos können die Angaben aus Reisekatalogen ergänzen. Dafür scannt man mit der App das entsprechende AR-Symbol, daraufhin werden zusätzliche Bilder und Videos angezeigt. «Im Reisekatalog präsentiert sich ein Hotel auf einer halben Seite. Aber natürlich hat man viel mehr zu erzählen», sagt Thomas-Cook-Experte Welbers.

Werden virtuelle Reisen irgendwann den echten Urlaub ersetzen? Das glauben die Fachleute nicht. «Urlaub ist ein interaktives Erlebnis zwischen Menschen. Das lässt sich nicht ersetzen», sagt Welbers.


(dpa/tmn)

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