Riesige Städte haben zwar schon immer riesige Aufmerksamkeit erregt, aber konnten auf der anderen Seite noch nie sonderlich viel Charme entwickeln. Ganz anders ist es bei Tallinn.
Die Hauptstadt von Estland gehört mit ihren 400.000 Bewohnern zu den sogenannten „Second Citys“, einer Sorte Stadt die bei weitem nicht so überlaufen ist, aber kulturell wesentlich interessanter: Sie zieht nicht nur Designer und Mulit-Media-Leute an, sondern beherbergt auch eine nicht enden wollende Liste von Kunstgallerien. Besonders interessant ist das Museum für zeitgenössische Kunst (KuMu), das erst vor kurzem in einem modernen Glasbau eröffnete. In den verborgenen Ecken der Stadt kann man die Underground-Szene entdecken, die kulturelle Avantgarde mit ihren Off-Theatern und Lesebühnen. In einer alten Fabrik fördert die Stadt zum Beispiel gerade ein Kunstprojekt der alternativen Szene, mit Ausstellungen und Grunge-Partys.
Nicht nur die blühende Kulturszene, auch das permanente Balancieren zwischen Mittelalter und Web 2.O. machen die Tallinn höchst interessant.
Den Besucher erwartet zunächst einmal eine mittelalterliche Altstadt…über das Kopfsteinpflaster kann man ab und an tatsächlich Pferdehufe klappern hören, die Touristen werden gerne von mittelalterlich gekleideten Gestalten für Restaurantbesuche abgefangen. Auf der anderen Seite ist Tallinn von der Technologie kaum noch loszukriegen: Bustickets und Parktickets werden per SMS bezahlt, Geburtsurkunden per Mail zugesandt und 100 Prozent der Schulen haben einen Internetanschluss. Um das Ganze noch zu toppen, garantiert der Staat den Einwohnern kostenlosen Internetzugang als Grundrecht und somit kann man überall in der Stadt problemlos an Terminals seine Mails checken. Tallinn – diese Stadt pulsiert und hat noch viel mehr, was es zu entdecken gilt. Ein Grund möglichst schnell mal hinzufahren.