Waren Sie schon einmal in Keitum? Dann sind Sie bestimmt der Munkmarscher Chaussee bis zur Kirche Sankt Severin gefolgt, die einst auf einem heiligen Hügel erbaut wurde. Die Backsteinkirche aus dem Jahr 1240 ist inselweit bekannt – viele Sagen ranken sich um sie.
Zwei Granitsteine symbolisieren Nonnen
Wer die Kirche umrundet, bemerkt: Der Kirchturm ist im Gegensatz zum Kirchenschiff nicht weiß verputzt. Der spätgotische Turm aus roten Backsteinen wurde erst 1450 angebaut. Gestiftet haben ihn zwei Nonnen namens Ing und Dung. Die beiden etwas unförmigen, grauen Granitsteine im Mauerwerk des Kirchturms sollen die beiden Stifterinnen repräsentieren.
Böse Prophezeiung beim Bau des Kirchturms
Beim Bau des Turms gab es allerdings eine böse Prophezeiung: Eines Tages werde die Glocke darin hinabstürzen und einen wunderschönen Jüngling der Insel erschlagen. Später werde der gesamte Turm einstürzen und eine hübsche Sylter Jungfrau unter sich begraben.
Tatsächlich ist die Glocke aus dem Keitumer Kirchturm am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1739 hinabgestürzt und hat einen jungen Seemann getötet. Seitdem, so erzählt man sich, machen die jungen Mädchen der Insel vorsichtshalber einen Bogen um den Turm.
Legende um die Glocke von Sankt Severin
Lauschen Sie dem Glockenschlag von Sankt Severin. Angeblich lassen sich die die beiden Namen der Stifterinnen Ing und Dung heraushören. Der Legende nach besaß die Glocke früher einen so klaren Ton, dass sie bei gutem Wetter und den richtigen Windverhältnissen auch in Hoyer auf dem Festland zu hören war. Die Einwohner von Hoyer waren deshalb neidisch und versuchten, die Glocke zu stehlen. Ihr Versuch scheiterte. Der Kirchenvorstand auf Sylt war jedoch alarmiert: Vielleicht klappt der Raub beim zweiten Versuch.
Sie tricksten die Festlandbewohner deshalb aus: Mit einem Bindfaden um den Glockenklöppel klang die Kirchenglocke so, als sei sie gesprungen. Und somit löste die Glocke keinen Neid mehr aus und blieb in Keitum.
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