München – Das Tourengehen hat sich für viele Skifahrer zu einer echten Alternative zum Abfahren auf den präparierten Pisten entwickelt. Auf Skiern mit speziellen Bindungen und Fellen den Berg hoch – und dann hinab im Tiefschnee abseits der Piste.
Doch was machen die Snowboarder, die ebenfalls den Hang zu Fuß hinauf wollen? Vor gut einem Jahrzehnt haben mehrere begeisterte Snowboarder an einem Gerät herumgetüftelt, das Splitboard heißt.
«Wenn man Snowboarder ist und den Berg hochwollte, musste man Schneeschuhe nehmen und das Gleitsportgerät den Berg hochtragen – das hat alle genervt», sagt Simon Graf, vom Fachhändler Splitboards Europe. «Um die Jahrtausendwende gab es bereits ein System, das funktioniert hat, aber das war sehr schwer.» Und zu lang: Die in der Mitte geteilten Bretter maßen zwischen 1,80 und 1,95 Meter. Das ist heute ganz anders, da messen die Bretter um die 1,65 Meter.
Verschiedene kleinere Firmen haben die ersten wirklich guten Splitboards angeboten. «Da waren immer Sportler am Werk, die bis zur Perfektion getüftelt haben», erklärt Graf. Denn man könne nicht einfach ein Snowboard in der Mitte durchsägen und es dann wieder zusammenstecken. «Man muss vielmehr zwei Ski produzieren, die sich zum Snowboard verbinden lassen.» Etwas breiter als normale Tourenski sind sie natürlich, sonst würde kein Board daraus. Aber nicht so breit, dass sie das Gehen behindern.
Und auch die Bindung ist ausgetüftelt – denn während sie beim Bergaufgehen in Richtung des Bergs montiert ist, muss sie beim Runterfahren um 90 Grad gedreht werden. «Und das alles muss sich mit ein paar Handgriffen in Handschuhen in der Kälte am Gipfel machen lassen», erläutert Graf.
Es ist nur eine sehr kleine Community, an die sich die Hersteller richten, sagt Patrick Allegritti, Sprecher des US-amerikanischen Unternehmens Burton. «Ich glaube nicht, dass wir die Marke von 5000 Splitboardern in Europa erreichen», sagt er. Und das hänge auch damit zusammen, dass die Winter nicht mehr so verlässlich sind wie noch vor Jahren. «Wenn es keinen Schnee gibt, dann kann man auch keine Tour jenseits der beschneiten Gebiete gehen.»
Zudem ist der Fertigungsprozess sehr aufwendig, deshalb wird nur in kleinen Stückzahlen produziert. Dennoch ist ein gutes, leichtes Board mit Bindung und Fellen für unter 1000 Euro zu haben, sagt Graf. Bei ihm kann man an einem Konfigurator die verschiedenen Teile aufeinander abstimmen. Bei Burton kostet das blanke Board ab etwa 780 Euro aufwärts.
Wer sich ganz individuell ein Brett bauen möchte, kann das in Farchant in Bayern bei Build2Ride machen. Axel Forelle und seine Kollegen stehen jedes Wochenende mit ihren Kursteilnehmern in einer alten Schreinerei und bauen Wintersportgeräte, vom Kern bis zum Design sind sie komplett handgemacht.
Ein Holzkern, drumherum High-Tech-Materialien und zwei Tage Zeit, mehr brauchen sie nicht. «Das Board kostet ohne Bindung 690 Euro.» Allerdings kreiert jeder Sportler hier am Fuß der Zugspitze tatsächlich ein einzigartiges Brett: «Beim Design kann sich jeder komplett ausleben – egal, ob das klassisch, verrückt bunt oder mit einem Logo versehen werden soll, fast alles geht.»
Einen weiteren Vorteil haben die Splitboarder – denn sie können einfach ihre Schuhe nehmen, die sie auch beim Snowboarden nutzen. «Ein Softboot mit guter Sohle ist alles, was man braucht», sagt Graf. Jeden Softboot kann man mit speziellen Steigeisen benutzen. Wichtig sei guter Halt im Aufstieg, Dämpfung in der Abfahrt sowie guter Grip der Sohle am Gipfel.
(dpa/tmn)