Silvester wollte ich mit ein paar Freunden raus aus der lärmenden Großstadt, die zum Ende des Jahres immer in einen kriegsähnlichen Zustand fällt: Alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird mit Knallern bombardiert. Massen von extrem betrunkenen Leuten quetschen sich ihren Weg durch Kneipen und U-Bahnen, um irgendwie zu feiern. Da fiel mir die gute alte Nordsee ein, denn immer wenn ich an Ruhe und Entspannung denke, habe ich ein Bild von Wellen, Wind und einsamen Möwen in ostfriesischen Dünen vor Augen. Also packte ich mit ein paar Freunden meine Sachen und wir bewegten uns gen Ostfriesland.
Schon beim ersten Blick auf das Wasser begann mein Kurzurlaub.
Wie angenehm das war, das Plätschern der Nordsee im Hafen und die vereinzelten Vogelschreie morgens über den Feldern. Anstelle von eklig braunem Matsch auf den Straßen, bekamen wir am Silvesterabend einen von Raketen erhellten Strand in der Ferne zu sehen, der sich wie ein bunter Sonnenaufgang am Horizont abzeichnete.
Ostfriesland ist eine kleine wundersame Welt – ich begegnete lauter entspannten Menschen, die mich mit einem melodischen „Moin Moin“ auf den Tag einstimmten. Sie wohnen meistens in verträumten Siedlungen aus Backsteinhäusern, die alle dem Bilderbuch entnommen zu sein scheinen. Es sind die Details, die mich so ins Entzücken geraten lassen: Die Teetrinkkultur mit ihrem Kluntje und den niedlichen Teekännchen, die einsame Dünen, die Windmühlen…
Meine drei Tage Urlaub an der Nordsee waren jedenfalls wie mehrere Wochen Urlaub in der Großstadt. Wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder so viel Natur, Seeluft und Lokalkolorit genießen werden kann? Das wird wohl noch eine Weile dauern. Die Ostfriesen würden mir wahrscheinlich raten: „Ofwachten un Tee drinken!“ („Abwarten und Tee trinken!“)
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