Wenn man das Schloss zum ersten Mal sieht, glaubt man eine geheimnisvolle Pforte in ein Märchenland geöffnet zu haben. Und Märchenhaft ist es zweifelsohne.
Es ist das Schloss, das der sagenumwobene König von Bayern Ludwig der Zweite, erbauen ließ. Es ist vermutlich das bekannteste Schloss Deutschlands, wenn nicht sogar der ganzen Welt. Zumindest ist es der Touristenmagnet schlechthin, weil es einfach sehenswert ist.
Als Vorbild galt damals die Wartburg, die hat es aber bei weitem übertroffen. Erbaut wurde Neuschwanstein auf den entfernten Ruinen der Burg Hohenschwangau. Inspiriert wurde der Bauherr damals aber auch von der maurischen Baukunst und von den deutschen Sagen, die auch von Wagner aufgenommen wurden. Passend zum Allgäu, wo das idyllische Schloss Neuschwanstein seine Heimat gefunden hat, hat man sich stilistisch arangiert.
Das Schloss wirkt wie gemalt.
Die Architekten waren Eduard Riedel und Christian Jank. Es war der vermutlich letzte Auftrag des Märchen-Königs, das er vor seinem Tod 1886 bestellte. Das Schloss wurde binnen 17 Jahren gebaut und der König verbrachte hier das letzte halbe Jahr seines Lebens.
Einige Details aus den ursprünglichen Plänen der Architekten wurden aber nie umgesetzt. Darunter der „Maurische Saal“ oder der Burggarten mit Brunnen. Insgesamt wurden über 2.000 Tonnen Sandstein und Marmor dort verbaut, was ein enormer Aufwand – nicht nur damals – bedeutete.
Das Innere des Schlosses hatte mich damals enttäuscht, als ich es als Kind gesehen hab. Denn es sieht für den Laien aus, wie ein ganz gewöhnliches Schloss, das mit mit der äußeren Pracht mithalten konnte. Allerdings ist dort neuromantische Innenarchtitektur vom Feinsten zu begutachten. Es gibt sogar einen hausinternen Wasserfall in einem der Räume.
Sogar ein Speise-Aufzug wurde damals für den König eingerichtet. Darüberhinaus gab es eine Heizung und Klingeln, um nach den Dienstboten zu schicken. Ebenfalls up-to-date für die damalige Zeit war eine Toilette mit automatischer Spülung. Auch die Brücke ist von imposanter Bauart.
Anderen Teile des Schlosses sind neogotisch gehalten, wie zum Beispiel das Schlafzimmer mit den Schnitzerei-Verzierten Bett.
Für den Märchenprinz war das Märchenschloss, aber eher ein Alptraum. Denn er wurde hier verhaftet und während seines Aufenthaltes dort zuvor sogar entmündigt.