Das Olympiastadion Montreal: grenzenlose Schulden

Das Olympiastadion in Montreal ist nicht nur architektonisch extravagant sondern auch finanziell so teuer gewesen, dass die Schulden erst im Jahre 2006 dank einer Tabaksteuer komplett getilgt werden konnten.

Ursprünglich waren für den Bau des Olympiastadions Montreal schlappe 134 Millionen kanadische Dollar eingeplant, als das Stadion dann 1976 endlich (halbfertig) eröffnete, beliefen sich die Kosten bereits auf 264 Millionen kanadische Dollar, 2006 wurden die Gesamtausgaben mit 1,61 Milliarden kanadischen Dollar beziffert.

Olympiastadion Montreal: Anspruch und Wirklichkeit

Das architektonische Meisterwerk verblüffte die Welt in vielerlei Hinsicht, so sicherte sich das gestalterische Debakel unter anderem die Silbermedaille im Wettbewerb um das teuerste Stadion der Welt, nur übertrumpft vom Wembley Stadium in London.

Obwohl die Sportstätte zum Symbol für die Stadt und die Spiele im Jahr 1976 geworden ist, verbinden die Bürger vor allem die großen Schulden mit dem Bauwerk. So wurde bereits im Mai 1976 eine spezielle Tabaksteuer eingeführt, um die gewaltigen Ausgaben schnell wieder einzunehmen. Doch selbst das letzte Datum des großen Schuldenberges, der Oktober 2006, musste verschoben werden, weil ein neues Gesetz, das verbot, in Gebäuden zu rauchen, im Mai 2006 in Kraft getreten war und somit die Gewinne aus den Tabakeinnahmen reduzierten.

Der Architekt ist fast vergessen

Über die ganze Aufregung des Schuldenberges ist der Architekt fast in Vergessenheit geraten. Roger Taillibert, ein Franzose des Jahrganges 1926, entwarf auch das Olympische Dorf und das Velodrom für die Spiele 1976 in Montreal. Er hatte die Idee eines einziehbaren Daches, sodass je nach Bedarf die Sportstätte überdacht oder offen benutzt werden kann. Der berühmte Turm ist mit seinen 175 Metern zusätzlich auch das höchste geneigte Gebilde der Welt.

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Der Turm allerdings wurde erst 1988 komplett fertig gestellt und in Betrieb genommen, trotzdem gab es weiterhin Probleme. So ließ sich das Dach bei mehr als 40 km/h Windgeschwindigkeiten nicht schließen, was dazu führte, dass Spiele in einem eigentlich überdachten Stadion aufgrund von Regen verzögert werden mussten.

„The big O“ wird seinem Namen also mehr als gerecht. Doch trotz all der Probleme und Schulden hat dieses Kunstwerk die architektonische Welt sehr bereichert.

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