München – Teilweise klingt es eher, als gehe es um Raumfahrt und nicht ums Skifahren. Da ist die Rede von Carbon, Koroyd, Graphen, Karuba-Holz, Glasfaser oder Flachs.
Hinter all dem steckt vor allem ein Ziel: Die Skier sollen immer leichter werden. Auf der
Sportartikelmesse Ispo (5. bis 8. Februar) zeigen die großen Hersteller ihren neuen Entwicklungen.
«Gewicht, Gewicht, Gewicht», fasst Andreas König vom Deutschen Skiverband zusammen, worum es bei der Entwicklung in der Skitechnik geht. Zentrale Herausforderung dabei: gleiche oder bessere Performance bei geringerem Gewicht, wie es Christoph Ebert vom Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit, Technologie erklärt.
Eine Mischung aus Flachs und Carbon hat zum Beispiel Salomon in einen Teil seiner Skier eingebaut – zum Beispiel in den XDR 84 Ti. «Beste Dämpfungseigenschaften bei gleichzeitiger Stabilität und Härte» verspricht der Hersteller dadurch.
Auf Glasfaser setzt Völkl. Dieser Stoff kommt bei dem Hersteller ohnehin bereits im Ski zum Einsatz. Bei der sogenannten 3D-Glass-Technologie wird sie jedoch an anderen Stellen im Ski eingebaut – unter anderem um die Seitenwangen herum bis ganz nach außen. Zum Einsatz kommt sie zum Beispiel in den All-Mountain-RTM-Modellen oder im Flair 81E.
Head hat bei seiner KORE-Technik mit den Modellen KORE 93, 105 und 117 einfach auf alles verzichtet, was man nicht unbedingt braucht. So ist unter anderem gleich die ganze Oberflächenbeschichtung weggefallen. Hier befindet sich nun nur noch ein geharztes Vlies. Allein dadurch spart man nach Angaben eines Sprechers bei einem 1,80-Meter-Ski 400 Gramm Gewicht ein. Da auf dem Vlies allerdings der Markenname als Aufdruck nicht halten würde, ist dieser nun eingraviert. Zudem kommt in dem Ski im Kern Karuba-Holz zum Einsatz, das sich vor allem durch eine extrem geringe Dichte auszeichnet.
Ebenfalls auf Weglassen setzt Rossignol bei seiner Airtip-Technologie. Dabei befinden sich in den Skispitzen Waben – und dementsprechend viel Luft. Der neue Soul-7-Freeride-Ski kommt dadurch nach Angaben einer Sprecherin auf 15 Prozent weniger Gewicht.
Ein zweiter großer Trend in der Skitechnik: Hightech aus dem Rennbereich hält auch in herkömmlichen Pistenski Einzug. Die Hersteller tragen damit offenbar einem Wunsch der Skifahrer nach mehr Geschwindigkeit und präzisen Kurven Rechnung. Allerdings bedeutet das nicht, dass normale Skifahrer eins zu eins auf Rennski unterwegs sind, schränkt König ein. Es werde lediglich teilweise Technologie aus dem Skirennsport in die normalen Skier integriert.
Atomic beispielsweise baut in seine Redster-Kollektion neue Weltcup-Technologie in Form von Servotec ein. Der Name verrät es schon ein bisschen: Es geht um so etwas wie eine Servolenkung. Sie soll das Steuern auf der Piste deutlich erleichtern. Unter anderem findet sie im High-End-Ski Redster G9 Verwendung.
Völkl bietet ambitionierten Skifahrern an, die Oberklasse-Modelle Racetiger und Code mit Weltcup-Bindungsplatte und entsprechenden Stahlkanten auszustatten. Damit will man nach Auskunft eines Sprechers die bisherige Lücke zwischen klassischen Alpinmodellen und Weltcup-Ski schließen.
Vor allem mit Carbon und Aramid arbeitet Fischer bei seiner Brilliant Collection. Laut einer Sprecherin kann dabei jeder Ski zu einem Unikat gemacht werden – in Form des Namens oder eines Fotos auf der Oberfläche. Topmodell ist der Rennski Brilliant RC4, der durch eine besondere Laufruhe auffallen soll.
Bei aller Begeisterung über Renntechnologie im Alltagsbereich gibt Holger Frey vom Deutschen Skilehrerverband zu bedenken: «70 Prozent der Skifahrer meinen, sie bräuchten Rennski, aber nur vielleicht 3 Prozent können sie auch wirklich fahren.»
Für alle, die nicht zu diesen 3 Prozent gehören, hat die Skibranche ebenfalls einige Neuerungen – allen voran im sogenannten All-Mountain-Bereich. Das sind Skier, die sowohl auf der Piste bei unterschiedlichen Schneebedingungen, aber auch mal neben der Piste gefahren werden können.
«Bisher waren All-Mountain-Ski oft in Wirklichkeit doch nur für die Piste geeignet», sagt eine Salomon-Sprecherin. Das soll sich bei dem Hersteller nun mit dem All-Mountain XDR ändern. K2 hat seine Konic-Serie überarbeitet. Ein Ski für alles – so lautet das Motto. «Die Vielseitigkeit wird immer wichtiger. Wenn jemand nur ein paar Tage pro Jahr Ski fährt, will er sich nicht noch mehrere Ski kaufen müssen», sagt ein Sprecher. Laut Frey sind mittlerweile für rund 400 Euro wirklich gute Ski für ambitionierte Fahrer zu finden – nach oben gibt es natürlich keine Grenze.
(dpa/tmn)