Napier (dpa/tmn) – Eine Stadt putzt sich heraus: Jedes Jahr im Februar werfen sich die Bewohner von Napier in Schale. Die Damen tragen edle Seidenkleider im Stil der 1930er und 1940er Jahre, Hüte mit Federschmuck und lange Perlenketten.
Die Herren holen ihre edlen Dreireiher mit Weste aus dem Kleiderschrank und setzen Strohhüte oder Ballonmützen auf. Aus den Radios dringt unentwegt Swing und Jazz. Und über die geputzten Straßen der kleinen Stadt an der
Hawke’s Bay im Osten der Nordinsel
Neuseelands rollen hochglanzpolierte rote Packards oder cremefarbene Chevys. Es ist die Zeit des
Art Deco Festivals.
Kaum eine Kulisse könnte für ein solches Festival besser geeignet sein als Napier. Denn die meisten Gebäude der Stadt sind im Art Deco Stil gebaut.
Napier selbst nennt sich selbstbewusst sogar «Art Deco Capital of the World» – die Art Deco Hauptstadt der Welt.
Grund für dieses kulturelle Alleinstellungsmerkmal ist ein großes Unglück: Am 3. Februar 1931 wurde Napier von einem verheerenden Erdbeben getroffen. Ausbrechende Brände verschlangen danach fast das gesamte Zentrum der idyllischen Küstenstadt. Rund 260 Menschen verloren ihr Leben. Aufgeben war für die überlebenden Bewohner aber keine Option. Im Gegenteil: Sie wollten ihre Stadt wieder aufbauen, schöner als zuvor. Und deshalb wählten sie für die meisten Gebäude den damals modernen Art Deco Stil, der die Stadt bis heute prägt.
Seit 1988 wird jedes Jahr im Februar in Erinnerung an das Erdbeben und den Wiederaufbau der Stadt das Festival gefeiert. Allein 2016 kamen rund 40 000 Besucher eigens dafür nach Napier. Kaum ein Besucher, der sich für diesen Anlass nicht das schönste 30er-Jahre-Outfit aus dem Fundus besorgt hat.
Auf den Bühnen im Stadtzentrum und am Strand wird Jazz gespielt oder Tango zelebriert. Und spätestens, wenn der Korso der herausgeputzten und bestens gepflegten historischen Autos langsam durch das Zentrum rollt, fühlt man sich in die alte Zeit zurückversetzt.
Für das Art Deco Festival vom 15. bis 19. Februar 2017 ist das Programmheft prall gefüllt. 86 Jahre nach dem großen Erdbeben können Besucher zum Beispiel beim «Depression Dinner» die schmale Kost der Vergangenheit probieren, auf der Promenade der Stadt am «Gatsby Picnic» teilnehmen oder bei der «Prohibition Party» feiern.
Auf den Straßenpartys, in Ausstellungen und Shows, die Napier während des Festivals mit Leben füllen, fällt es nicht schwer, die Zeit zu vergessen. Für manchen kann es dann aber eine Herausforderung sein, nach fünf Tagen wieder in die Gegenwart zurückzukommen.
Napier in Neuseeland
Anreise: Die größte Stadt der Nordinsel ist Auckland. Die Anreise von Deutschland aus ist nur mit Zwischenstopp möglich. Von Auckland aus kann man nach Napier fliegen. Sowohl Air New Zealand als auch Jetstar bieten regelmäßige Verbindungen an. Auch von Wellington aus ist die Anreise per Flugzeug möglich. Wer lieber über Land reisen will, kann Intercity-Busse, die täglich fahren, wählen. Das dauert von Auckland etwa fünf Stunden und von Wellington etwa vier Stunden.
Klima und Reisezeit: Im Februar ist in Neuseeland Sommer. Die Temperaturen sind angenehm warm. Ein Vorteil: Die Hauptreisezeit für die Einheimischen ist im Februar bereits vorbei. Unterkünfte müssen vor und nach dem Festival also nicht immer im Voraus gebucht werden.
Einreise: Deutsche Staatsangehörige benötigen für einen touristischen Aufenthalt von bis zu drei Monaten kein Visum.
(dpa)