Berlin – Wer auf hoher See den Luxus sucht, wird nicht mehr nur auf den kleinen Schiffen von Hapag-Lloyd Cruises, Silversea oder Seabourne fündig. Viele Reedereien haben auf ihren Megalinern exklusive Privatclubs nur für Suitengäste mit eigenen Restaurants, Bars und Pools geschaffen.
«Schiff im Schiff» heißt dieses Prinzip. Beispiele sind der «Yacht-Club» bei MSC Cruises und «The Haven» bei Norwegian Cruise Line. Suiten-Passagieren der neueren Schiffe von Tui Cruises etwa steht eine vergrößerte X-Lounge zur Verfügung.
Was spricht also für ein kleines Luxusschiff – und was für eine Suite auf einem Kreuzfahrtschiff mit Platz für 2500 Gäste und mehr? «Für den Luxusgast ist beides attraktiv», sagt Detlev Schäferjohann, Geschäftsführer des Kreuzfahrtportals E-hoi. «Je nachdem, wie der Gast gestrickt ist, wird er dem einen oder anderen zuneigen.»
Kleine Schiffe zeichnen sich durch eine familiäre, intime Atmosphäre aus. «Man ist schnell mit dem Servicepersonal vertraut und andersherum», sagt Schäferjohann. Schnell wird etwa registriert, was der Gast zum Frühstück oder als Aperitif wünscht. «Das ist ein klares Kennzeichen der Luxushotellerie und auch der Luxuskreuzfahrt, dass der Passagier das Gefühl hat, dass sich alles um ihn dreht.»
Die kurzen Wege und die geringe Zahl der Gäste haben allerdings auch einen Nachteil: Der betuchte Gast ist selten anonym. Der Experte formuliert es so: «Auf kleinen Luxusschiffen müssen Sie eher mit den Mitreisenden über Ihren Beruf, Ihre Kinder und Ihre Autos reden.» Nicht jeder Urlauber möchte das unbedingt.
Die exklusiven Suiten-Bereiche auf den großen Kreuzfahrtschiffen können gerade Familien «das beste aus beiden Welten bieten», wie Schäferjohann sagt. «Der Privatbereich ist ruhig, edel, distinguiert. Aber für die Enkel habe ich trotzdem noch „Disneyland“ dabei.» Gerade für Mehr-Generationen-Urlaub, bei dem die Großeltern ihre Kinder und Enkel einladen, sei das Schiff-im-Schiff-Prinzip praktisch.
Ein weiterer Vorteil großer Schiffe ist das breite Angebot an Unterhaltung. «Da sieht man ganz andere Shows als auf kleinen Schiffen», sagt der Experte. Bei amerikanischen Reedereien etwa bekommen Reisende oft Broadway-Musicals zu sehen.
Und dann gibt es noch einen Pluspunkt, der im Sozialen begründet liegt: «Der Mensch lebt von der Differenzwahrnehmung», sagt Schäferjohann. Das heißt: Während die Wohlhabenden auf Luxusschiffen unter sich sind, fährt auf den großen Schiffen für die Masse auch der ganz normale Urlauber mit. «Da ist mir mein privates Sonnendeck oder der Whirlpool auf dem Balkon vielleicht noch einmal mehr wert.»
Die Beschwerde Nummer eins der Kreuzfahrtgäste sei unabhängig vom Alter übrigens «Das Publikum war so alt», berichtet der Fachmann. «Das sagt auch ein 70-Jähriger.» Schäferjohann hat auf großen Schiffen meist «mehr Leben und gute Laune» beobachtet.
Der große Vorteil kleiner Luxusschiff liegt eher abseits des Bordlebens: Diese Schiffe können in der Regel kleinere und deshalb oft auch interessantere Häfen ansteuern als die Megaliner. Die großen Schiffe sind beschränkt auf wenige Häfen. «Gerade wer schon viel gesehen hat, bekommt auf einem kleinen Schiff mehr Vielfalt beim Routing und bei den Häfen», sagt Schäferjohann. «Und niemand findet es lässig, mit 2000 anderen Leuten an Land zu gehen.»
Für viele Urlauber ist natürlich auch der Reisepreis ein Argument. Was hier auffällt: Für den Preis einer Suite auf einem Riesenschiff ist manchmal schon (fast) die Seereise auf einer Luxusjacht buchbar.
Hier einige Preisbeispiele für Suiten der Kreuzfahrtanbieter Aida Cruises, Cunard Line, Hapag-Lloyd Cruises, MSC Cruises und Norwegian Cruise Line, Silversea Cruises und Tui Cruises:
– Aida: Auf den neuesten Schiffen («Aida Nova» ab Dezember 2018, 6600 Gäste, «Aida Perla» und «Aida Prima» – je 3300 Gäste) kommen Suiten-Gäste in den Genuss der exklusiven «Aida Lounge». «Westliches Mittelmeer» mit «Aida Prima» vom 22. bis 29. September 2018, sieben Tage ab/bis Palma de Mallorca, ab 2280 Euro pro Person ohne Anreise.
– Tui Cruises: Für die Gestaltung der ab 39 Quadratmeter großen Suiten auf der neuen «Mein Schiff 1» (2894 Passagiere) hat Tui Cruises die Star-Designerin Patricia Urquiola engagiert. Kreuzfahrt «Kanaren mit Madeira» vom 9. bis 16. September 2018, sieben Nächte ab/bis Las Palmas/Gran Canaria, ab 2458 Euro pro Person ohne Anreise.
– MSC Cruises: Die ab 24 Quadratmeter großen Suiten des privaten «Yacht-Club» befinden sich auf den oberen Decks einiger Schiffe wie etwa der «MSC Meraviglia» (5700 Passagiere) und der «MSC Seaside» (5179 Gäste). Kreuzfahrt «Westliches Mittelmeer» mit «MSC Meraviglia» vom 6. bis 13. Oktober 2018, sieben Tage ab/bis Genua, ab 2299 Euro pro Person ohne Anreise.
– Norwegian Cruise Line (NCL): Die kleinste Suite im «The Haven»- Bereich ist die (Deluxe)Spa-Suite mit 28 bis 30 Quadratmetern (auf den Schiffen «Norwegian Breakaway» und «Norwegian Epic», «Norwegian Escape» und «Norwegian Getaway»). Kreuzfahrt «Östliche Karibik» an Bord der «Norwegian Getaway» vom 16. bis 23. September 2018, sieben Tage ab/bis Miami, ab 3189 Euro pro Person ohne Anreise.
– Cunard: Die Balkonsuiten der «Queen Elizabeth» (2081 Passagiere) in der Kategorie «Princess Grill» sind ab 31 Quadratmeter groß («Queens Grill»: ab 45 Quadratmeter). Kreuzfahrt «Frankreich-Spanien» vom 24. Juni bis 1. Juli 2018, sieben Nächte ab/bis Southampton, ab 2990 Euro in der «Princess Grill»-Kategorie und ab 3540 Euro pro Person in der «Queens Grill»-Kategorie – ohne Anreise.
– Hapag-Lloyd Cruises: Gäste der 251 Suiten auf der «Europa 2» (516 Gäste) haben Zugang zu sieben Gourmetrestaurants. Kreuzfahrt «Maurisch. Malerisch. Meisterhaft.» von Palma de Mallorca nach Lissabon, sieben Tage vom 11. bis 18. Juli 2018, ab 4390 Euro pro Person ohne Anreise.
– Silversea: Auf dem neuesten Schiff, der «Silver Muse» (596 Gäste) gibt es acht verschiedene Restaurants. «Von Monte Carlo nach Barcelona» in einer Suite vom 29. August bis 5. September 2018, sieben Tage ab 4400 Euro pro Person ohne Anreise, in der Junior-Suite ab 3960 Euro.
(dpa/tmn)