Neben großen und bekannten Metropolen wie Paris, Marseille oder Nizza zählen auch einige kleinere und weniger bekannte Städte wie Lille und Lens zu den Austragungsorten der Fußball-Europameisterschaft. Gerade ein Besuch in Frankreichs nördlichsten Austragungsorten lohnt sich für Entdeckungsfreudige. Schließlich überraschen beide Städte nicht nur mit Fußballbegeisterung, sondern auch mit jeder Menge Kunst, Kultur und Architektur.
Lens: Vom Kohlerevier zum Kulturstandort
Das Stade Bollaert-Delelis von Lens ist Austragungsort dreier Spiele der Gruppenphase sowie eines Achtelfinales der Fußball-Europameisterschaft 2016. Und ist nicht zum ersten Mal Schauplatz derart hochkarätiger Begegnungen – schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 trafen im 38.223 Besucher fassenden Rund hochkarätige Mannschaften aufeinander.
Abseits des Fußballrasens erinnert das Städtchen zumindest im Hinblick auf seine Entwicklung in den letzten Jahrzehnten an das Ruhrgebiet. Noch heute prägen die Hinterlassenschaften des Steinkohle-Bergbaus Lens und dessen Umgebung. Einige Einrichtungen zählen seit 2012 zum UNESCO-Welterbe Nordfranzösisches Kohlerevier. Bekannt ist die Stadt darüber hinaus für einen naheliegenden britischen Soldatenfriedhof – und für das Ende 2012 eröffnete Louvre-Lens, eine Zweigstelle des Pariser Louvre. Der minimalistische Kunsttempel aus Aluminium und Glas mit hochkarätigen Ausstellungen liegt auf dem Gelände der Zeche Nr. 9, die bis 1980 zur Förderung von Steinkohle genutzt wurde.
Lille, Kulturhauptstadt und Genießerparadies
Im Stade Pierre-Mauroy von Villeneuve-d’Ascq, direkt vor den Toren der nordfranzösischen Stadt Lille, sollen neben vier Vorrundenspielen auch ein Achtel- und ein Viertelfinale der Fußball-EM 2016 ausgetragen werden. Wer das rund 50.186 Besucher fassende Stadion hinter sich lässt, trifft hier auf eine vergleichsweise unbekannte Schönheit, die mit architektonischen Reizen ebenso wenig geizt wie mit kulinarischen Genüssen. Die alte Handelsstadt nahe der belgischen Grenze fasziniert vor allem mit ihrer malerischen Altstadt und deren liebevoll restaurierten, herrschaftlichen Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wunderbar pausieren und flanieren lässt sich auf der Grand Place im Herzen der Stadt. Die nahe gelegene Alte Börse ist das Refugium der Buchhändler – und zuweilen Schauplatz von spontanen Tango-Darbietungen an warmen Sommerabenden. Übrigens: Als ehemalige Kulturhauptstadt Europas verfügt Lille nicht nur über zahlreiche sehenswerte Museen, sondern auch über mindestens ebenso zahlreiche Kulturtreffpunkte, umgebaut aus einstigen Industrieanlagen. Unbedingt probieren: Die wunderbaren Kuchen, Torten, Schokoladen und natürlich die berühmten Waffeln, die sich Charles de Gaulle sogar nach Paris schicken ließ!
Unbekannte Kleinode mit eigenem Charme
Lille und das nahe gelegene Lens bieten ihren Besuchern mehr als frisch sanierte Fußballstadien. Die beiden sehr ungleichen Schwestern blicken auf eine gemeinsame Kohle-Vergangenheit und bezaubern ihre Besucher jeweils auf eigene Art mit einem ungewöhnlichen und spannenden Mix aus Kunst, Kultur und Kulinarik, der Lust auf Mehr macht.
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