Jugendherbergen haben einen seltsamen Ruf. Da denkt man sofort an rot-weiß karierte Tischdecken, einer korpulenten Dame mit streng nach hinten gebundenen Zopf, dem Hausdrachen, und an heimliches Rauchen auf den Fensterbänken.
Wann war denn eure letzte Klassenfahrt so? Also, ich erinnere mich an eine Fahrt nach Ratzeburg, wo wir mit gefühlten hundert anderen Klassen in eine Jugendherberge gequetscht wurden. Das gab heimliche, großartige Partys und nächtliche Ausbüxversuche, plus viele Zigaretten und ganz viel Spaß. Ich erinnere mich an die blau lakierten Stockbetten mit den flüchtig dahin gekritzelten Nachrichten auf den Lattenrosten: ,,Ich war hier, am 24. 5.“, ,,Lilo ist verliebt in Benno.“ und natürlich, der Klassiker: ,,Wer Sex will, muss anrufen!“.
Aber auch an den morgendlichen Frühstücksbrei und den sterilen Pvc-Boden erinnere ich mich sehr gut.Jugendherbergen sind irgendwie nicht mehr so richtig zeitgemäß. Dabei haben diese Einrichtungen ordentlich umgerüstet. Da sie mehr junge Familien anlocken wollen, gibt es jetzt familiengerechte Zimmer mit seperatem Wc. Außerdem besseres Essen, wobei das Geschirr hinterher auch nicht mehr selbst abgewaschen werden muss 😉 .
Die Herbergen legen Wert auf Gemeinsamkeit. Deshalb gibt es viele Angebote: Yoga-Kurse, gemeinsames Tischtennis-Spiel oder Nachtwanderungen für die Kinder – Familien sollen sich eben rundum wohl fühlen.
Aber das eigentlich Beste an den Gebäuden ist vor allen Dingen eines: Sie sind günstig. Und viele verlangen mittlerweile auch keinen Mitgliedsausweis mehr, damit man dort übernachten kann. So einen hatte ich selbst sogar mal, als ich mit Freunden in der Jugendherberge in Büsum ein Wochenende verbracht habe. Wir haben da viele Leute kennen gelernt, die genau wie wir, zum Feiern unterwegs waren. Am Ende haben wir ein nettes Grüppchen gebildet und wohl gefühlt haben wir uns auch. Ich würde immer wieder in eine Jugendherberge ziehen – auch gerne mit Stockbetten und Aufräumdienst.
Übrigens erzählt dieser Artikel davon, dass es gar nicht mehr so viele Schulklassen dort gibt. Laut des Berichts sind es nur noch 42 Prozent von den gesamten Besucherzahlen – und das, obwohl diese Zahlen Jahr für Jahr in die Höhe schießen. Jugendherbergen werden nämlich oft und gerne besucht. Sind also auch für jeden Backpacker eine Absteige Wert 😉 .
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