Das Jazzfest in Berlin, seit 40 Jahren eines der wichtigsten Jazzfestivals Europas, hatte in den letzten Jahren einen schweren Stand: Drei künstlerische Leiter zwischen 2001 und 2003 waren ein deutliches Symptom für den unterschwelligen Konflikt um die inhaltliche Ausrichtung. Bislang hat die Qualität der Festivals nicht allzu sehr gelitten, noch immer sind die Jazzfeste eine der obligatorischen Hörens-Würdigkeiten eines Berlin-Besuchs im November.
Aber tatsächlich sind die Beteiligten sich uneins, wohin es gehen soll: Mehr US-Jazz, wie zu Zeiten des Initiators Joachim-Ernst Berendt, der für das Jazzfest von 1964-70 verantwortlich zeichnete? Oder Jazz als Weltmusik, als Folklore der Unangepassten, wie es sein Nachfolger George Gruntz bis in die Neunziger propagierte? Albert Mangelsdorff wiederum, künstlerischer Leiter von 1990 bis 2000, verstärkte die europäischen Einflüsse, nicht ohne dafür heftige Kritik zu kassieren.
Danach gaben sich die Verantwortlichen die Klinke in die Hand; richtig geschadet hat es nicht, aber nach musikalischer Innovation suchte man vergeblich.
Peter Schulze ist seit 2003 im Amt; für das Jazzfest Berlin 2007 (31.10 – 4.11) hat er schwerpunktmäßig die Rehabilitation der vernachlässigten „miscellaneous instruments“ angekündigt. Daneben hat die Kombo El Gusto, besetzt mit muslimischen und jüdischen Musikanten, ihre Wiedervereinigung angekündigt. Auch Ray Anderson und Michael Moore werden spielen.
„Es gibt Länder, in denen zu viel über Kunst nachgedacht wird, Deutschland zum Beispiel.“, hat Keith Jarrett jüngst gesagt. Treffend. Vielleicht sollten Jazzfest-Besucher sich den Satz zur Maxime machen. Zuhören allein ist doch auch nicht schlecht. Also, wer auf Saxophon und Co steht, sollte am Wochenende nach Berlin kommen.