Das Grimm Zentrum in Berlin wurde von dem Schweizer Architekten Max Dudler entworfen und wird ebenso geliebt wie kritisiert. Der immense Lesesaal ist Attraktion für Touristen, die mangelnde Platzkapazität der Schließfächer, Gänge und Sitze Kritikpunkt der Studenten.
Max Dudler, Jahrgang 1949, ist ein international bekannter Architekt, der für sehr moderne und minimalistische Bauten bekannt geworden ist. Er studierte unter anderem in Frankfurt und an der Hochschule der Künste in Berlin, heute ist er auch als Dozent tätig.
Die Jacob-und-Wilhelm-Grimm Bibliothek in Berlin
Die Bibliothek für die Humboldt Universität befindet sich unweit vom S-Bahnhof Friedrichstraße im Stadtbezirk Berlin-Mitte und wurde erst am 12. Oktober 2012 eröffnet. Ungefähr zwei Millionen Bände werden in den Räumlichkeiten aufbewahrt. Am Standort sind die Bestände für die Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften untergebracht, zuvor waren diese Abteilungen zersplittert. Die anderen Einrichtungen blieben an den ursprünglichen Standorten bestehen.
Mit der Eröffnung der Grimm-Bibliothek erhält die Humboldt Universität das erste Mal einen großen gebündelten Standort, der nur für diesen Zweck gebaut wurde. Obwohl eine Bibliothek schon seit 1831 Teil der Bildungseinrichtung ist, zogen die Bücher schon 1910 in die Staatsbibliothek in der Nähe des Potsdamer Platzes. Obwohl es eine Zwischenlösung sein sollte, blieb der Zustand bis 2005 bestehen. In diesem Jahr wurde die „Stabi“, wie sie im Volksmund heißt, saniert und die Universitätsbibliothek musste umziehen. Der Entschluss, neu zu bauen, führte nicht zu merklichen Protesten, vielleicht war man sich einig, dass, ganz wie bei der Hadriansbibliothek, jede große Stadt ein Zeugnis der Wichtigkeit braucht, auch für nachfolgende Generationen.
Der Beschluss, die Bibliothek als Grimm Zentrum zu bauen
Bereits Anfang 2005 war der Architekturwettbewerb abgeschlossen, der Schweizer Architekt Max Dudler konnte den Entwurf für sich verbuchen. Am Ende des gleichen Jahres wurde bereits mit den Vorbereitungen für den Bau begonnen und im Herbst 2006 erfolgte der erste Spatenstich. Die Eröffnung des Grimm-Zentrums, das nach den Gebrüdern Grimm benannt wurde, erfolgte am 12. Oktober 2009. Einen Spitznamen, wie der schwarze Diamant in Dänemark, hat die Grimm Bibliothek allerdings noch nicht.
Ein Jahr später erhielt die Bibliothek sogar den BDA-Architekturpreis namens Nike. Die Kategorie lautete „beste stadtbauliche Interpretation“. Auch der Architekturpreis Berlin 2009 ging an das Gebäude. Kritikpunkt sind mangelnde Schließfächer, es wurde aufgestockt, auch sind die Räumlichkeiten für die Schließfächer sehr klein und eng, nur eine kleine Treppe führt in den Keller. Trotz einiger kleiner Mängel wurden das Gebäude überwiegend positiv aufgenommen und von Politikern gelobt. In Paris gibt es schon seit Dekaden eine Nationalbibliothek, benannt nach Mitterand. Die Merkel-Bibliothek wird es wohl wegen des Universitäts-Baus vorerst nicht geben.
Durch den enormen Andrang wurden zeitweilig Kontrollen eingeführt, sodass nur Studenten von berliner Universitäten Zugang zu der Bibliothek hatten. Von Außen ist der Anblick eher normal modern, zwar anders als das Umfeld in der Friedrichstraße, doch für die Berühmtheit der ‚Gherkin‚ reicht es auch nicht. Aber der Blick auf den Lesesaal ist nunmal einen Besuch in das Innere wert, auch für Menschen, die keine Bücher lesen.
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