Sie bot vielen unterschiedlichen Menschen ein fragwürdiges Zuhause. Sie existiert nicht mehr und trägt das Flair einer Legende mit sich. Manche Menschen haben nie etwas von ihr gehört, andere versuchen, sie zu vergessen. Die Rede ist von Hak Nam, einem Teil der Millionenstadt Hongkong.
Die „Ummauerte Stadt“ und ihr dunkles Dasein
Hak Nam heißt wörtlich übersetzt „Stadt der Dunkelheit“. Ihre Betonfassade mit bis zu 45 Meter hohen Häusern, dicht an dicht errichtet, bot ihren Besuchern einen schaurig-faszinierenden Anblick. Statt Straßen gab es nur sehr schmale, sehr dunkle Gänge; in den Wasserrohren und elektrischen Leitungen, die von Haus zu Haus führten, verfing sich der von oben herabgeworfene Abfall und schluckte noch mehr vom ohnehin spärlichen Tageslicht. Die Stadt wirkte auf faszinierende Weise gleichzeitig grandios und monströs.
Die Lebensumstände in Hak Nam waren trostlos. Wer nicht das Glück hatte, an die Wasserversorgung angeschlossen zu sein, musste zur nächsten Quelle laufen. Die hygienischen Zustände waren katastrophal, und dennoch lebten hier rund 33.000 Menschen in 50 Gebäuden mit mehr als 10.000 Haushalten. Kriminelle, Drogensüchtige und Verfolgte lebten hier ebenso wie Zahnärzte, Apotheker und Bonbon-Fabrikanten.
Hoffnung auf ein friedliches Leben
Hak Nam nahe der Millionenstadt Hongkong blickte auf bewegte Jahrzehnte zurück. Der Name „Ummauerte Stadt“ geht auf den Militärposten auf Kowloon zurück, der im 19. Jahrhundert mit einer vier Meter hohen Mauer versehen wurde, um den britischen Besatzern Flagge zu zeigen.
Der Bezirk verfiel im Laufe der Zeit, bis nach Kriegsende die ersten Menschen begannen, sich dort niederzulassen. Sie fanden hier eine bezahlbare Unterkunft, Schutz vor Strafverfolgung und Abschiebung und sogar die Möglichkeit, ein kleines Geschäft auf die Beine zu stellen.
In den Achtzigerjahren begann die chinesische Regierung mit der Umsiedlung in Sozialwohnungen; in den Jahren 1993 und 1994 wurde Hak Nam abgerissen, ihre Bewohner und Unternehmer mit einer Abfindung entschädigt.
Unvergessen und immer noch lebendig
Im Dezember 1995 wurde der Kowloon Walled City Park auf dem Gelände der ehemaligen Stadt eröffnet. Eine ruhige Grünanlage nach chinesischer Tradition, mit einem kleinen Museum, das an die Geschichte Hak Nams erinnert. Diese und weitere spannende Geschichten finden Sie zum Beispiel auf dem Pay-TV Sender Spiegel Wissen. Die Programmübersicht finden Sie hier. Eine spannende Spiegel TV Reportage zeigt eindrucksvolle Bilder dieses Flecken Erde und sorgt dafür, dass er unvergessen bleibt.
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