Insgesamt zehn französische Stadien sind Austragungsort der Fußball-Euro 2016. In den bisherigen Teilen von „Frankreich à la Carte“ haben wir euch bereits Paris und Toulouse, Marseille und Lyon, Lille und Nizza sowie Saint-Denis und Bordeaux vorgestellt. Fehlen nur noch Saint-Etienne und Lens Agglo! Was die Städte fußballerisch auszeichnet und welche Sehenswürdigkeit die EM-Touristen neben den Stadien entdecken können, verraten wir hier.
Lens Agglo
Bis in die 1980er-Jahre hinein prägte der Kohlebergbau die Stadt Lens, die im Département Pas-de-Calais rund 200 Kilometer nördlich von Paris und 35 Kilometer südwestlich von Lille liegt. Heute ist die 32.000-Einwohner Stadt vor allem bei Kulturinteressierten ein beliebtes Reiseziel. Die prächtige Parkanlage und die architektonisch eindrucksvollen Bauwerke in der Innenstadt (zum Beispiel der Bahnhof im Art-Déco-Stil oder das „Schloss der Industrie“, die Faculté des Sciences Jean-Perrin im flämischen Neorenaissance-Stil) zeugen von der langen Geschichte von Lens. Das wohl größte kulturelle Highlight ist das Louvre-Lens, ein Ableger des weltberühmten Kunstmuseums in Paris. Der moderne Komplex mit Glas- und Aluminium-Fassaden steht auf einem ehemaligen Zechengelände und ist schon von außen ein Hingucker.
Fußballfans werden sich jedoch am meisten für das Stadion interessieren. Das Stade Bollaert-Delelis wurde 1932 eingeweiht und präsentiert sich seither im englischen Stil mit vier einzelnen Tribünen. In das in Weiß gehaltene Stadion passen rund 38.000 Fußballfans. Normalerweise feuern hier die Fans des RC Lens ihr Team an: Sie sind besonders herzlich und gelten als „bestes Publikum Frankreichs“. Die knapp zwei Kilometer vom Bahnhof bis zum Stadion in Lens kann man gut zu Fuß bestreiten.
Saint-Etienne
Rund 180.000 Einwohner wohnen in der „Stadt auf sieben Hügeln“ – Saint-Etienne liegt teilweise 500 Meter über dem Meeresspiegel. Die nächstgrößere Stadt (im Großraum Saint-Etienne wohnen insgesamt circa 400.000 Einwohner) ist Lyon, 65 Kilometer nordöstlich. Die industrielle Revolution Frankreichs begann genau hier: Saint-Etienne galt lange Zeit als „Stadt der Waffen, Zierbänder und Fahrräder“. Den Ruf als Industriestadt aus dem 19. Jahrhundert möchte Saint-Etienne nach wirtschaftlichen Einbüßen Mitte des 20. Jahrhunderts heute loswerden. Die Stadt im Département Loire in der Region Rhône-Alpes möchte als „Designhauptstadt“ gelten und hat dafür innerhalb weniger Jahre vielfältige Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt.
So ist beispielsweise der Parc des Sports de l’Étivallière nicht nur für Sportbegeisterte einen Besuch wert: Der Komplex beinhaltet verschiedene Sportplätze und ein Rugbystadion. Der Place du Peuple und die angrenzenden Straßen bieten Shopaholics Möglichkeiten für einen ausgiebigen Einkaufsbummel. Die Fußgängerzone Rue des Martyrs de Vingré ist der perfekte Ort, um abends etwas trinken und essen zu gehen. Die Leidenschaft für Fußball ist dabei in der ganzen Stadt zu spüren.
Wenn die „Grünen“ vom AS Saint-Étienne im als „Chaudron“ (Kochkessel) bezeichneten Stade Geoffroy Guichard ihre Spiele austragen, sind die Bewohner im Ausnahmezustand. Der Verein ist fest mit der Stadt und ihrer Geschichte verankert und mit zehn Titeln französischer Rekordmeister – obwohl der letzte 1981 zustande kam. Vom Hauptbahnhof Saint-Étienne-Châteaucreux bis zum EM-Stadion mit gut 42.000 Plätzen sind es rund vier Kilometer.
Bild: Thinkstock, 177530843, iStock, pp76