Fossilien-Grube Messel 25 Jahre Welterbe

Messel – In porösen Schieferblättchen finden sich Spuren längst vergangenen Lebens. Gegen den Yellowstone-Nationalpark oder den Grand Canyon wirkt die kleine
Grube Messel in Südhessen eher beschaulich und zunächst unspektakulär.

Ihr Trumpf liegt unter der Erde: «Für die Paläontologie ist Messel von herausragender Bedeutung», sagt Krister Smith von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt. Die Grube erlaube sonst nirgendwo mögliche Einblicke.

Vor 25 Jahren wurde die Fossillagerstätte bei Darmstadt erstes Unesco-Weltnaturerbe in Deutschland – und steht damit auf gleicher Stufe mit Grand Canyon, Yellowstone und Galapagosinseln. Das von der deutschen
Unesco-Kommission als «Fenster zur Urzeit» bezeichnete Areal diente einst ganz anderen Zwecken: «Wenn nicht Ölschiefer abgebaut worden wäre, würde hier heute ein Hügel stehen», sagt die Geschäftsführerin der Welterbe Grube Messel gGmbH, Marie-Luise Frey.

Der Boden wurde mehr als hundert Jahre lang abgetragen, um Öl herauszupressen. «Heute ist die Grube ein Zeit- und Klima-Archiv», sagt Frey. Mit inzwischen Zehntausenden Fossilien-Funden können Wissenschaftler ein relativ genaues Bild der Lebenswelt und des Klimas in der vor 48 Millionen Jahren tropisch geprägten Region rekonstruieren.

Die Funde sind Zeugnis einer Welt lange nach dem Aussterben der Dinosaurier und lange bevor die Evolution Neandertaler und den modernen Menschen hervorbrachte. Die
Fossilien sind keineswegs nur Fragmente. Wissenschaftler fanden etwa den Affen «Ida», das wohl älteste vollständig erhaltene Fossil eines Primaten. Weltberühmt wurden auch die vollständig erhaltenen Skelette von Urpferdchen. Die Tiere, nur etwa so groß wie ein Dackel, sind die Vorfahren der heutigen Pferde. Auch Fossilien von Krokodilen, Riesenameisen, Fledermäusen und Vögeln erzählen die Geschichte einer längst vergangenen Welt.

Vor 48 Millionen Jahren war das Klima in der Region tropisch. Es gab einen Vulkansee, in dem in tieferen Wasserschichten eine Zone ohne Sauerstoff lag. Was ins Wasser fiel und dorthin sank, verweste nicht, sondern wurde von herabsinkenden Sedimenten nach und nach zu Stein gepresst.

Einige der Fossilien erzählen ganze Geschichten. So wurde Krister Smith zufolge eine Boa mit einer Eidechse im Magen gefunden. Die wiederum hatte zuvor ein Insekt geschluckt. Ebenso kann nachverfolgt werden, welche Insekten auf welchen Blüten saßen. In eindeutiger Pose fanden Forscher auch Schildkröten: Die Tiere starben beim Liebesspiel.


(dpa)

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