Halle (dpa/sa) – Ob Flammkuchen backen, zur Show in ein Industriedenkmal oder einen Naturpark erleben: Der Bustourismus ist laut Branche im Wandel. Im Trend liegen laut Experten vor allem Reisen mit Erlebnischarakter.
Dazu gehören Kulturevents an besonderen Orten sowie Aktivurlaub in der Natur, Kreativ- und Bildungsreisen. «Die Menschen, die heute mit dem Bus verreisen, wollen aktiv etwas erleben, selber etwas machen», sagte Benedikt Esser, Präsident des
Internationalen Bustouristik Verbandes RDA (Köln/Nordrhein-Westfalen) in Halle.
Dahinter stecke der «Megatrend», dass Menschen heute individueller verreisen wollen, auch im Gruppentourismus. Sie wollen sich auf einer Busreise mit anderen Reisenden dennoch spezielle Wünsche erfüllen, angefangen vom Essen im Hotel bis zu Aktionen. «Wenn jemand zum Beispiel mitten im Elsass seinen eigenen Flammkuchen in der Küche backen und belegen oder in einer Parfümerie auch unter Anleitung von Profis einen eigenen Duft kreieren will», sagte er.
«Die Menschen wollen heute was selber machen und eben nicht nur passiv – wie früher häufig – durch eine Stadt fahren und sich Geschichtsdaten vermittelt lassen», sagte Esser. Das Bild der Busreise habe sich dahingehend total verändert, wenngleich auch heute noch Städtereisen häufig das Hauptgeschäft der Unternehmen sei. Allerdings gehe es immer mehr um das besondere Erlebnis dabei.
Dazu gehören Ausflüge zu außergewöhnlichen Orten, etwa zu einer Kultur- und Lasershow im einstigen Industriegebäude oder in Kombination mit einer Flugreise eine Paddeltour wie in Peru. Umwelt- und Naturverbundenheit seien Themen, weshalb heute mehr junge Menschen den Bus zum Verreisen in einer Gruppe nutzten – statt auch allein mit dem Auto zu fahren. Sogenannte Kaffeefahrten – dabei werden während einer Reise Waren zum Kauf angeboten – spielten heute keine große Rolle mehr.
Der Hauptteil der Busreisenden seien 60 Jahre und älter. «Viele Senioren, die heute in den Bus steigen, waren schon in der ganzen Welt und wollen mit dem Bus jetzt eher nähere Ziele erkunden», sagte RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf. Etwa 34,5 Prozent der Busreisen – ab fünf Tagen – geht laut Verband zu Zielen in Deutschland, 65,7 Prozent ins Ausland, darunter in Nachbarländer wie nach Polen.
Der Bus habe seinen Marktanteil in Deutschland von sechs Prozent auf sieben Prozent in den vergangenen Jahren erhöht, sagte Gauf. So entfielen Anfang 2018 rund 4,55 Millionen Urlaubsreisen auf den Bus, das waren 300.000 mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Der RDA wurde 1951 als Ring Deutscher Autobusunternehmungen gegründet und vertritt nach eigenen Angaben 3000 Unternehmen für Bus- und Gruppentouristik in Europa. Rund 260 Reiseveranstalter waren zum Branchentreff, dem
37. Tag der Bustouristik 2019, nach Halle und damit erstmals in die neuen Bundesländer gekommen.