„Der Einsamkeit ausgesetzt, denkt der Gefangene nach. Allein gelassen, Im Angesicht seines Verbrechens, lernt er es zu hassen, und wenn seine Seele noch nicht mit dem Verbrechen übersättigt ist und so jeden Geschmack an besseren Dingen verloren hat, dann ist es die Einsamkeit, in der ihn die Reue packt.“ – mit diesen Worten berichteten die französischen Gesandten Alexis de Tocqueville und Gustave de Beaumont ihrer Regierung vom amerikanischen Gefängnis „Eastern State Penitentiary“ (50 Klassiker der Architektur, S.201)
Damit trafen die französischen Beobachter genau die Motivation der Erbauer. Statt wie bisher in Gemeinschaftszellen unter widrigen Umständen zusammen gescharrt zu werden, sollten die Gefangenen im Eastern State Penitentiary unter humanitären Einflüssen über ihre Tat nachdenken können. Statt des Aufbewahrens des gesellschaftlichen Aussatzes hätten die Insassen in absoluter Isolierung die Möglichkeit, neu zu sich selbst finden zu können.
Was man allerdings in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts darunter verstanden hat, äußerst sich in einem gigantischen Gefängnisbau, der auf den ersten Blick wie eine Festung anmutet. Schießscharten, hohe und massive Mauern, markante Ecktürme sind die typischen Merkmale des Eastern State Penitentiary. Jeder Gefangene erhielt eine Zelle und selbst der Freigangsbereich war für jeden Insassen mit einer hohen Mauer umgeben. Arbeit und Besuch gab es keinen, der Kontakt zu den Wärtern und dem Seelsorger wurde auf das Minimum begrenzt, so dass vollkommene Isolation herrschte. Diese Form des Gefängnisbaus fand überall auf der Welt Nachahmer, so wurden das La Petit Roquette in Paris, das Model Prison bei London und das Gefängnis Moabit in Berlin dem amerikanischen Vorbild nachempfunden.
Zum Glück gelangten die Verantwortlichen recht schnell zur selben Erkenntnis wie Charles Dickens seinerzeit, der über das Eastern State Penitentiary folgendes schrieb: „Ich halte diese langsame und tägliche Beeinflussung des Gehirns für unendlich schlimmer als jede körperliche Qual, und weil ihre entsetzlichen Zeichen für das Auge nicht so offensichtlich sind, prangere ich sie umso mehr an.“
Heutzutage ist das Gefängnis, in dem auch der berühmte Al Capone saß, als Museum zu besichtigen. Aber auch heute lässt sich dieser Hauch von Einsamkeit nicht vertreiben.
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