Berlin, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die jüdische Gemeinde ist gerade dabei, sich zu emanzipieren. Seit der Menschenrechtserklärung 1789 in Paris und der bürgerlichen Gleichstellung der Juden in Preußen 1812, finden Juden auf der ganzen Welt zu neuem Selbstbewusstsein als mehr oder weniger anerkannte Glaubensgemeinschaft.
Dadurch, dass im 19. Jahrhundert viele Arbeiter nach Berlin strömten, vor allem aus östlichen Gebieten, wuchs die jüdische Gemeinde stark an. Hier konkurrierten jetzt zwei Flügel religöser Ausprägung. Die Reformer und die Traditionellen. Die alte Synagoge am Hackeschen Markt bot schon bald keinen Platz mehr für alle Mitglieder der Gemeinde, so dass über den Bau eines neuen Gotteshauses verhandelt wurde.
Erst 1857, zehn Jahre nachdem die jüdische Gemeinde begonnen hatte, über einen Bau nachzudenken, wurde die Konstruktion der Synagoge zum Wettbewerb für Architekten ausgeschrieben. Der Mann, der der Jury vorsaß, welche die eingesandten Entwürfe auswerten sollte, nahm gleichzeitig selbst am Wettbewerb teil: Eduard Knoblauch. Sein Entwurf holte sich den ersten Preis und wurde 1857 leicht abgeändert übernommen. Ein Schelm, wer da Böses denkt.. 😉
Naja, jedenfalls wurde die Synagoge durch den Einfluss der Reformer im maurischen Stil errichtet. Das bedeutet, dass die christlichen Architekten sich bei islamischen Gebäuden abgeschaut haben, wie sie eine jüdische Kapelle zu errichten hatten.
Die maurische Bauweise bedeutete für die jüdische Gemeinde eine massive Anpassung, deswegen blieb auch der konservativere Teil in der alten Synagoge. Von Seiten populistischer Kräfte wurde diese Bauweise aber genau andersherum verstanden: Die Juden würden sich durch „Fremdheit“ abgrenzen, so der Tenor auf die Fertigstellung der im Spandauer Stadtbild auffälligen Synagoge. So war das Bauwerk ein offensiver Schritt der jüdischen Gemeinde in Richtung von mehr Akzeptanz und Repräsentation innerhalb Berlins.
Heutzutage steht nur noch der vordere Teil, der durch das Centrum Judaicum mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin wieder hergerichtet wurde. Der Rest wurde durch Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg zerstört.
Man kann sich dort durch die Synagoge führen lassen, außerdem finden in regelmäßigen Abständen Austellungen statt.
So ist neben dem imposanten Bauwerk auch ein Teil jüdischer Kultur zu bestaunen, ein Besuch lohnt sich!