Der Barcelona Pavillon: Weniger ist mehr

Der Barcelona Pavillon ist ein wegweisendes, stilbildendes Gebäude des 20. Jahrhunderts, das mit klaren Linien und einfachen Formen überzeugt.

Der Barcelona Pavillon bzw. der deutsche Pavillon war 1929 im Rahmen der Weltausstellung der Ausstellungsraum von Deutschland in der spanischen Metropole. Von Mies van der Rohe konzipiert wurde er 1930 nach der Weltausstellung wieder abgebaut und erst mehr als 50 Jahre später nach mehreren Initiativen, zwischen 1983 und 1986, wieder an selber Stelle aufgebaut. Dort steht das Gebäude, das jährlich tausende Architekturfans und Barcelonabesucher anzieht noch heute.

Der Barcelona Pavillon von Ludwig Mies van der Rohe

Ludwig Mies van der Rohe zählt heute ganz klar zu den einflussreichsten Architekten der Moderne. Nach dem Erfolg der Stuttgarter Werkbundausstellung 1928 wurde Mies van der Rohe mit der künstlerischen Leitung der Repräsentation Deutschlands bei der Weltausstellung in Barcelona betraut.

Der Pavillon sollte ein Mittel der Selbstdarstellung der Weimarer Republik sein. Man muss bedenken: der erste Weltkrieg war überstanden, die Weimarer Republik war ausgerufen und es ging darum, den Ruf im Ausland zu verbessern. Das damalige Deutschland sollte durch den Entwurf widergespiegelt werden. Die Taten, das deutsche Wesen, die Fähigkeiten und Ziele. All dies schien Mies van der Rohe mit seinem Bau geschafft zu haben, eine Öffnung der Weimarer Republik in kulturelle und technische Neuerungen.

Zwei Grundprinzipien moderner Baukunst verwirklicht

Man kann an dem Pavillon klar den Bauhaus-Stil erkennen. Die Grundprinzipien, die Mies van der Rohe mit dem Bau verwirklichen wollte, waren das konstruktive Prinzip des freien Grundrisses und das räumliche Prinzip des offenen Grundrisses. Der freie Grundriss meint, dass das Gebäude von der Begrenzung tragender Wände befreit wurde. Anstelle von tragenden Wänden übernahmen die Außenwände oder auch Stützen eine tragende Funktion. Die inneren Wände sind somit nur noch als Raumteiler von Nutzen und der Grundriss bleibt flexibel. Mit dem Prinzip des offenen Grundrisses meint Mies van der Rohe, dass das Gesamtobjekt ein Raum ist, der zusammenhängend ist. D.h. es gibt keine funktionale Trennung, sondern alle Raumeinheiten fließen ineinander über. Dies ist wegweisend für moderne Architektur.

Das Dach ist aus Stahlbeton und ruht auf Stahlstützen. Der Raum wird nicht durch den Fußboden, das Dach oder die Wände umschlossen, sondern sie geben dem Raum nur Grenzideen. Dies führt dazu, dass die Struktur sehr klar, aber noch lange nicht fix ist. Im Gegenteil, es sind verschiedene räumliche Zusammenhänge möglich.

Der Barcelona Stuhl vollendet das Design des Pavillons

Mies van der Rohe verfolgte aber auch den Grundsatz, dass, wenn das Design der Möbel die Struktur eines Bauwerkes nicht ergänzt, es keine Harmonie im Inneren gibt. Daher hat er eigenhändig zum Gebäude noch einen Stuhl entworfen, der zur Stilikone wurde und immer noch ist, den Barcelona Stuhl. Dieser sollte anlässlich der Eröffnung des Pavillons als Sitzgelegenheit für das Königspaar dienen.

Der Barcelona Pavillon ist wegweisend für moderne Baukunst. Wer sich für Architektur und Design interessiert, sollte ihn auf jeden Fall besichtigen. Und selbst wenn nicht ist der Pavillon immer noch eines der berühmtesten Gebäude unserer Zeit. Klein aber fein. Denn weniger ist tatsächlich mehr.

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