Michelle ist 23, Studentin und für vier Tage in London unterwegs. Übernachten wird sie bei Kevin. Der ist 29, im Bereich Investment tätig, liebt Salsa tanzen und Kunstausstellungen. Mehr weiß Michelle aber noch nicht über Kevin, denn sie hat ihn bisher nur virtuell gesehen. Sie haben sich über eine der Traveller-Seiten im Internet kennen gelernt: Couchsurfing.
Wie auch bei hospitalityclub oder bewelcome stellen Reisende kostenlos ihre Schlafplätze zur Verfügung oder besser gesagt: Ihre Couch. Das Motto ist: Wenn ich in Singapur bin, kann ich für ein paar Tage bei dir pennen, dafür bist du auch jederzeit bei mir in Hamburg in meiner WG willkommen.
Interessierte Teilnehmer können sich auf der Webseite registrieren und erhalten einen Usernamen und ein Passwort für den Login. Mit ihrem Profil informieren sie nicht nur potentielle Gastgeber über ihre Person, sondern können sich auch bei Gästen, die sie empfangen, absichern: Wie sieht er aus, wie tickt er, was schreiben andere über ihn?
Doch wie sind die Erfahrungen? Einfach so bei jemandem Unbekanntes schlafen, das klingt doch nicht gerade nach Urlaub, oder? Über 700.000 Mitglieder bei Couchsurfing scheinen allerdings anderer Meinung zu sein. Eine Deutsche schwärmt, wie viel nette und interessante Leute sie während ihrer Reisen kennen gelernt hat. Eine Brasilianerin spricht schon von einer „Couch-addiction“ und ein Kanadier betont, dass man nicht nur einen kostenlosen Schlafplatz bekommt, sondern viel mehr einen ganz anderen Einblick in die Kultur des Landes erhält. Und eben darum geht es auch: Um kulturellen Austausch und Förderung von Toleranz. Auf der Seite von Couchsurfing ist zu lesen:
Couchsurfing is not about the furniture, not just about finding free accommodations around the world; it’s about making connections worldwide. We make the world a better place by opening our homes, our hearts, and our lives. We open our minds and welcome the knowledge that cultural exchange makes available. We create deep and meaningful connections that cross oceans, continents and cultures. Couchsurfing wants to change not only the way we travel, but how we relate to the world!
Klingt zu schön um wahr zu sein? Da gibt es nur zwei Alternativen: Entweder selbst ausprobieren oder eben doch das Hotel für 80 Euro die Nacht nehmen.
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