Die Casa Milà gehört in der katalonischen Hauptstadt Barcelona wohl zu den bekanntesten Gebäuden. Der berühmte Architekt Antonio Gaudí hatte dieses sehr ungewöhnliche Wohnhaus für die Familie Milà von 1906 bis 1910 gebaut. Danach widmete er sich ganz seinem Lebenswerk, dem Kirchenbau der Sagrada Família, das heutige Wahrzeichen Barcelonas.
Antonio Gaudí (1852-1926) zählt zu den Vertretern des Modernisme, einer katalanischen Spielart des Jugendstils. Seine Arbeiten sind stets geprägt von runden, organischen Formen, geschwungenen Linien, unregelmäßigen Grundrissen, schrägen gemauerten Stützen und naturnahen weichen Formen mit Motiven aus der Tier und Pflanzenwelt. Die Casa Milà ist bereits das vierte Haus von Gaudí in Barcelona und befindet sich im „goldenen Quadrat“ des Stadtteils L’Eixample. Dieser Teil der Stadt wurde zur Zeit der Industrialisierung und des Wohlstandes errichtet, er erinnert mit seinem quadratischen Aufbau und den breiten Straßen an die großen Städte in den USA.
Casa Milà – das Steinbruchhaus
Aufgrund der massiven Fassade, die wie eine Welle aus Stein herausragt, wird die Casa Milà von den Bewohnern Barcelonas auch als „La Pedrera“ (Steinbruchhaus) bezeichnet. Die Casa Milà besteht aus zwei Teilhäusern, die nur durch die Fassade, das Erdgeschoss und das Dach miteinander verbunden sind. Zu jedem Teilhaus gehört ein eigener Eingang und Hinterhof. Im ganzen Haus befinden sich keine rechten Winkel, vielmehr scheint alles ineinander verschlungen, fast fließend zu sein und sogar Wände lassen sich verschieben. Möglich ist diese Architektur, weil Gaudí mit einer Beton-Stahlkonstruktion arbeitete, die keine tragenden Wände benötigte, eine revolutionäre Bauweise.
Kuriose Besonderheiten
Einzigartig an der Casa Milà ist neben der Form auch die natürliche Belüftungsanlage, die eine Klimaanlage überflüssig macht. Zu dem Wohnhaus gehört zudem ein Fahrstuhl, der bereits damals von Gaudì geplant war, aber erst nachträglich eingebaut wurde. Auf dem Dach der Casa Milà eröffnet sich dem Besucher schließlich das schöne Panorama der Küstenstadt Barcelona. Bevor der Blick jedoch dorthin schweift, muss er sich zunächst von den kuriosen Schornsteinen und Rohren der Belüftungsanlage abwenden, die aussehen wie kleine Soldaten oder Darth Vader.
Das Gaudì-Museum
Wer sich über das Leben und Werk von Antonio Gaudì informieren möchte, findet im Dachgeschoss eine umfangreiche Ausstellung über ihn. Außerdem sind die Räume zu besichtigen, die alle im Jugendstil eingerichtet sind. Die Belle-Etage gehört der örtlichen Sparkasse und wird als Raum für Kunstausstellungen genutzt. 1984 wurde die Casa Milà von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.