London – Die britische Fluggesellschaft Monarch Airlines hat am Montag wegen Insolvenz ihren kompletten Betrieb eingestellt. Insgesamt sind etwa 860 000 Passagiere betroffen, von denen 110 000 im Ausland strandeten.
Die Regierung in London sprach von der größten Rückholaktion in Friedenszeiten. Alle Flüge seien gestrichen, teilte die britische Luftverkehrsbehörde CAA (Civil Aviation Authority) mit.
Betroffen sind unter anderem Urlauber in Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Spanien und der Türkei. Sie sollen binnen 14 Tagen mit über 30 Flugzeugen abgeholt werden. «Wir werden sie sicher und schnell nach Hause bringen», sagte ein Regierungssprecher in London.
Außerdem mussten weitere rund 300 000 Buchungen von 750 000 Kunden storniert werden, wie die CAA-Behörde der Deutschen Presse-Agentur sagte. Darin enthalten sind Gruppenbuchungen etwa von Familien.
Monarch Airlines fliegt nach eigenen Angaben von mehreren britischen Flughäfen insgesamt mehr 40 Ziele an, darunter den Bodensee-Airport in Friedrichshafen.
Passagiere seien dort derzeit aber nicht betroffen, sagte Bettina Natterer vom Marketing des Flughafens. «Die Monarch war im Winterflugplan (29. Oktober bis 24. März) einmal pro Woche von London nach Friedrichshafen geplant – vor allem für britische Skitouristen.» Die Strecke werde weiterhin von British Airways und Easyjet bedient.
Für den Flughafen sei die Zusammenarbeit mit möglichst vielen Airlines zwar immer wünschenswert. Im Fall der Monarch-Insolvenz bemühten sich aber die Reiseveranstalter, Wintersportlern aus Großbritannien Ersatzangebote für ihren Urlaub mit Verbindungen von London nach Friedrichshafen zu machen. «Die anderen Airlines werden das mit Sicherheit auffangen. Daher erwarten wir für uns keinen spürbaren Verlust».
Starke Konkurrenz in Europa und Kostendruck hatten – wie zuvor schon Air Berlin und Alitalia – der fünfgrößten britischen Fluggesellschaft zu schaffen gemacht. In einem Schreiben an seine Angestellten machte Monarch-Chef Andrew Swaffield auch Terrorattacken in Tunesien und Ägypten sowie die Entwicklung in der Türkei für die Insolvenz seines Unternehmens, das vor 50 Jahren gegründet worden war, verantwortlich.
Der Airline misslang der Nachweis, finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Dies war jedoch Voraussetzung für eine Verlängerung der Erlaubnis zum Verkauf von Pauschalangeboten mit Flügen. Die Fluggesellschaft soll Medienberichten zufolge bereits Verkaufsgespräche unter anderem mit Norwegian geführt haben.
Drei Mitarbeiter der Unternehmensberatung KPMG sind als Insolvenzverwalter einbestellt worden. Kostendruck und der zunehmende Wettbewerb auf dem europäischen Markt hätten zu der Insolvenz beigetragen, bestätigte der zu den drei KPMG-Mitarbeitern gehörende Blair Nimmo. Auch das schwächelnde Pfund sei für die Entwicklung verantwortlich.
(dpa)