Berlin – Viele Bahnkunden wünschen sich bei Zugverspätungen eine bessere Entschädigungsregelung. In einer Umfrage im Auftrag des
Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sprach sich knapp die Hälfte von Nutzern des Fernverkehrs dafür aus, dass ein Viertel des Fahrpreises ab 30 Minuten Verspätung erstatten wird.
Nach geltendem Recht wird eine Erstattung erst ab 60 Minuten Verspätung fällig. Beträgt die Verspätung mehr als zwei Stunden, gibt es die Hälfte des Fahrpreises zurück. Laut Umfrage sind 40 Prozent der Kunden dafür, dass es die Hälfte des Geldes bereits zurückgibt, wenn ein Zug eine Stunde zu spät ankommt. Knapp 40 Prozent der Fahrgäste möchten zudem eine einfachere Erstattung ohne Formular, sondern über ihre Handy-App.
Im vergangenen Monat sind die Fernzüge der Deutschen Bahn wieder häufiger verspätet gewesen. Die Pünktlichkeitsquote lag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im November bei 70,4 Prozent. Im Oktober waren es 71,8 Prozent und im September 72,7 Prozent gewesen.
Die schlechtere November-Zahl begründete die Bahn mit den Folgen eines Brandes in einem ICE-Zug am 12. Oktober. Auf der Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt habe deshalb ein Gleis bis 18. November gesperrt bleiben müssen. Die damit verbundenen großen Umleitungen auf dem vielbefahrenen Korridor hätten Verspätungen im Nah- und Fernverkehr verursacht.
«Die Pünktlichkeit ist ihr massivstes Qualitätsproblem», sagte VCD-Bahnexperte Philipp Kosok über die Bahn. Im Durchschnitt gaben die Bahnkunden dem Angebot des Fernverkehrs insgesamt (2,8) und der Pünktlichkeit (3,1) die Schulnote «befriedigend».
Besonders positiv wahrgenommen wurden digitale Angebote und der bessere Zugang ins Internet. 59 Prozent gaben an, die lokalen Netzwerke (WLAN) im Zug hätten sich verbessert, 48 Prozent registrierten auch besseren Empfang für mobile Telefonate und Internet im Zug. 56 Prozent vermerkten positive Entwicklungen bei den Möglichkeiten, Tickets zu buchen und bei der Online-Benachrichtigung der Fahrgäste.
Das Marktforschungsinstitut Quotas hatte für die Studie im Oktober Bahnkunden online befragt. Aus einer Gruppe von 4500 bundesweiten Teilnehmern wurden jene ausgewählt, die in den sechs Monaten zuvor mit einem Fernzug unterwegs waren. 560 Personen füllten den Fragebogen aus. Die Ergebnisse seien dann so gewichtet worden, dass sie entsprechend der Bevölkerung repräsentativ seien, hieß es.
(dpa)