Indien ist das moderne Yoga-Mekka. Ich schrieb ja schon einmal darüber, dass viele Menschen, besonders die schwer berufstätigen, sich immer mehr auf sich selbst besinnen und sich das auch auf ihr Reiseverhalten auswirkt.
Es gibt diejenigen, die pilgern gehen, um sich selbst zu finden. Der schmerzhafte Selbstfindungstrip, nach dem man dann weiß, wohin das Leben führen soll und ,,was wirklich wichtig“ ist. Gut. Dann noch die Abenteurer, die durch Afrika turnen, in einer modernen Tarzan-Version, in der Hoffnung, zu seinem Ursprung zurück zu kehren.
Und jetzt, wie ich entdeckte, gibt es den Indien-Flash. Die Yoga-Krise, wie ich es nenne 😉 .
Indien galt schon seit jeher als spirituelles Land. Die meditive Kunst, Yoga und spirituelle Kuriositäten fangen immer erst in Indien an. An exotischen Sandstränden lässt es sich ja auch genussvoll die Augen schließen, während Meereswellen einen ins gottgelobte Nirvana rauschen. Indien ist nicht nur ein exotisches Land mit wunderschönen Stränden und einer atemberaubenden Kultur, sondern Indien ist auch sehr religiös. Und spirituell, wie ich ja bereits sagte.
Den Frieden mit sich finden, Zufriedenheit in der Stille entdecken, darum geht es den Hochleistungsmanagern wohl, die überstürzt aufbrechen, auf der Suche nach einem Sinn, nach einem Strohhalm, an den sie sich klammern können. Außerdem sind die Inder ja auch nicht blöd, sie haben längst bemerkt, dass der Trend, den sie losgetreten haben, als menschliche Lawine in ihr Land zurück rollt. An jeder Ecke wartet ein Guru, der für drei Euro für zwei Stunden, dich in eine ruhende Meditation führt und Weisheiten vom Stapel lässt alá: ,,Würden nur 10% der Weltbevölkerung eine halbe Stunde pro Tag meditieren, so würde es keine Kriege mehr geben.“
Der indische Staat ist außerdem berühmt für seine jahrtausende alte Traditionskultur. Das wirkt oftmals recht anziehend, in einer Zeit, in der Europa von der Zeit beherrscht wird, sich ständig wandelt, neu entwickelt und völlig traditionslos umher irrt, sich ,,frei“ fühlt, aber nicht weiß, was mit dieser neugewonnenen Freiheit angefangen werden soll.
Diese Trends und die allgemeine Unzufriedenheit sind ein Segen für die touristische Branche. Wie die Aasgeier wird sich auf das Unglück gestürzt und ausgeweidet. Denn der Mensch flüchtet aus den Problemen und sucht in einer Reise auf extremer Weise nach sich selbst. Und der Tourismus reibt sich die Hände. Schade dabei ist nur, dass Indien an sich dabei in den Hintergrund rückt. Dass man sich plötzlich nicht mehr für seine Geschichte, für seine Vielfalt und für seine wunderbar zerreißende Exotik interessiert.