München (dpa) – Wenn die Sonne den Zenit überschritten hat, geht es für die meisten Wanderer langsam wieder talwärts. Einige aber bleiben in den Bergen, machen über Grate und Almwiesen noch ihre letzten Höhenmeter, um zu ihrem Tagesziel zu gelangen: der Berghütte.
Hüttentouren liegen im Trend. «Wir bekommen immer mehr Anfragen», berichtet Thomas Bucher vom
Deutschen Alpenverein (DAV). Etwa 10 000 Berghütten gibt es im Alpenraum, verbunden durch verschiedenste Routen. Von Wanderungen mit einer Übernachtung über Rundtouren mit drei oder vier Nächten bis hin zur mehrwöchigen Alpenüberquerung ist alles möglich. «Der Unterschied zur Tagestour ist, dass man am nächsten Tag weiterlaufen muss und auf der Hütte vielleicht nicht ganz so gut schläft wie zu Hause oder im Hotel», sagt Hans Herbig, Bergführer beim Verband Deutscher Berg- und Skiführer (VDBS).
Dafür bieten Mehrtagestouren mit Übernachtung in den Bergen ein ganz anderes Naturerlebnis. «Den Sternenhimmel über sich, die Berge um sich herum – viele suchen diese Atmosphäre», glaubt Bucher. Doch damit die Tour zum Erfolg wird, ist einiges an Vorbereitung nötig.
«Man sollte die Etappen nicht an der Leistungsgrenze auswählen», rät Herbig. Neben der Streckenlänge spielen vor allem die Höhenmeter sowie die Höhenlage der Tour insgesamt eine Rolle. Zum Training reiche es aus, zwei bis drei Mal pro Woche Ausdauersport wie Joggen zu betreiben. Um sich ans Bergsteigen zu gewöhnen, sind Wanderungen in hügeligem Gelände gut. Wer dann mit kurzen Touren mit zwei oder drei Übernachtungen startet, kann sich an die Belastung herantasten. Wer länger als ein paar Tage in den Bergen unterwegs ist, wird unterwegs einen Trainingseffekt bemerken. Der Körper gewöhnt sich daran.
Zur Planung gehört auch die Reservierung der Hütten. «Die Wochenenden sind stark frequentiert», weiß Hans Mayr, Hüttenwirt auf der Tutzinger Hütte in Oberbayern. Die Samstage seien oft schon einen Monat vorher ausgebucht. Unter der Woche reiche dagegen meist eine Reservierung am Tag vorher. Auch wenn Alpenvereinsmitglieder formal eine Schlafplatzgarantie haben: «Wenn alles voll ist, muss man auch einmal damit rechnen, in der Stube zu schlafen», sagt Bucher.
Wer es den Hüttenwirten leicht machen will, kommt am besten gegen 17.00 Uhr zur Hütte. Dann hat man genug Zeit, um sich an der Rezeption zu melden, sein Gepäck abzulegen und sich frisch zu machen, bevor es Abendessen gibt. Und die Hüttenwirte freuen sich über eine Rückmeldung, falls es doch nichts wird mit der Übernachtung: «Wir machen uns Sorgen, wenn Gäste nicht kommen», erzählt Mayr.
Hüttenruhe ist meist gegen 22.00 Uhr, damit am nächsten Morgen auch Frühaufsteher ausgeschlafen zum Gipfel starten können. Vormittags müssen die Zimmer zwischen 9.00 und 10.00 Uhr geräumt werden. Dann wird für die nächsten Gäste saubergemacht.
Ist die Route geplant und gebucht, geht es ans Packen: «Man braucht einen Hüttenschlafsack, weil es auf den Hütten meist nur einfache Wolldecken gibt», erklärt Bucher. Der Schlafsack, meist aus dünnem Leinen oder Seide, dient der Hygiene: Der Wanderer schlüpft hinein und hat so sein eigenes Bettzeug dabei. Und die Hüttenwirte müssen nicht ständig Decken waschen. Dazu kommen leichte Schuhe für die Hütte wie Flip Flops oder Schlappen plus eine Stirnlampe, damit man beim nächtlichen Klogang nicht überall das Licht anknipsen muss.
Noch ein Tipp: Ohrenstöpsel mitnehmen. «Das kann in einem Raum mit mehreren Personen eine echte Hilfe sein, einer schnarcht immer», weiß Bucher. Oft legen die Hüttenwirte aber auch Ohrenstöpsel in den Lagern aus. Daneben müssen in den Rucksack Wäsche zum Wechseln und Toilettenartikel für die Übernachtung. Bei der Kleidung kann man sich an das bewährte Zwiebelprinzip halten. «Am besten nimmt man zwei Sets mit und wäscht abends konsequent», empfiehlt Herbig.
Trotz zusätzlicher Utensilien ist Sparsamkeit gefragt. «Anfänger erkennt man meist am großen Rucksack», sagt Herbig. Er rät, unnötige Dinge im Tal zu lassen. «Es gibt immer wieder Hüttenwirte, die von Damen erzählen, die ihren Föhn dabei hatten oder einen Kulturbeutel, so groß wie ein Fußball», erzählt er. Auch Bücher oder Zeitschriften seien nicht unbedingt notwendig. «Jede Hütte hat Zeitschriften oder Bücher zum Blättern», sagt Hans Mayr. Mehr als zehn Kilo Gepäck gehen dem Wirt zufolge zulasten von Sicherheit und Mobilität.
Beim Proviant kann man ebenfalls sparen. Denn im Gegensatz zu Selbstversorgerhütten oder Biwakschachteln, wie sie in den Alpen ebenfalls zu finden sind, bekommt man auf bewirteten Hütten reichlich Verpflegung. Mit einem Alpenvereinsausweis gibt es manche Getränke und Speisen auch verbilligt. Zum Beispiel eine Kanne heißes Teewasser: Dafür lohnt es sich, ein paar Teebeutel einzupacken. Wenig Verpflegung spart nicht nur Kilos, sondern auch Müll. Den müssen Wanderer nämlich wieder mit ins Tal nehmen.
«Man denkt immer «Dieses eine Taschentuch», aber bringen Sie mal hundert Taschentücher ins Tal zurück», sagt Mayr. Um am Ende nicht die Zeche prellen zu müssen, sollten Bergsteiger genügend Bargeld einstecken. Denn nur wenige Hütten nehmen Kreditkarten an. Bucher empfiehlt, mit etwa 50 Euro pro Tag zu rechnen. Wer nicht im Alpenverein ist, braucht eventuell etwas mehr.