Snoqualmie – Das Ortsschild von Twin Peaks ist weg. Hinter der Stelle, an der es stehen sollte, verschwinden die Berge in den Wolken. Twin Peaks gibt es ja auch gar nicht. Aber der US-Bundesstaat Washington lädt zur Spurensuche rund um die berühmte TV-Serie von David Lynch ein.
An der Reinig Road in der Nähe der Orte Snoqualmie und North Bend rund 30 Kilometer östlich von Seattle ließen die Macher das Schild mit der Aufschrift «Welcome to Twin Peaks» aufstellen. Es ist im Vorspann von Lynchs Serie zu sehen. Twin Peaks – eine Mischung aus Mystery, Krimi, Comedy und Seifenoper – ist Kult. Auch weil die Geschichte um den schrulligen FBI-Agenten Dale Cooper, der im fiktiven Ort Twin Peaks den rätselhaften Mord an der Dorfschönheit Laura Palmer aufklären soll, von Folge zu Folge gruseliger wird. Zwei Staffeln liefen 1990/91, 2017 kam die lang erwartete dritte heraus, die aber anders heißt. Cooper (Kyle MacLachlan) ist wieder dabei.
Über viele Kilometer verteilt
«Twin Peaks» ist ein großes Geheimnis, die Drehorte sind es nicht. Sie sind über viele Kilometer quer über die neblige Landschaft nicht weit von Kanada verteilt. Man versteht gut, warum Lynch diese Gegend für seine Serie auswählte. Nicht alle Orte sehen aus wie im Fernsehen.
Anders ist das im Hotel
«Salish Lodge» in Snoqualmie. In der Serie wird es zum «Great Northern Hotel», FBI-Agent Cooper wohnt dort in Zimmer 315. «Ich rede eigentlich die ganze Zeit über «Twin Peaks»», sagt Alan Stephens, Manager des Hotels, und entschuldigt sich, dass er nicht aussieht wie Cooper. «Dafür bräuchte ich mehr Haare», sagt er und lacht. Stephens trägt Glatze und führt durch sein Hotel mit der Entspanntheit von einem, der weiß, dass seine Geschäfte gut laufen. Die Zimmer kosten mehrere hundert Dollar pro Nacht. Wer in der Badewanne liegt, schaut durch ein Panoramafenster in den Wald.
In der Serie taucht die Außenfassade auf, im Hotel wurde nicht gedreht. Trotzdem kommen die Touristen, Tausende jedes Jahr, erzählt Stephens. Manche schauten sich nur um, andere buchten Zimmer. Die neuen Folgen hätten einen neuen Hype ausgelöst. Das Hotel hat sich auf die Serie eingestellt. Eine Tour wird nicht angeboten, aber Fans bekommen eine Karte, auf der die ehemaligen Drehorte verzeichnet sind.
Holzscheit in Form eines Kissens
Der Souvenirshop verkauft neben T-Shirts, Büchern und Aufklebern einen Holzscheit in Form eines Kissens. Einen Holzscheit in Form eines Kissens? In Lynchs Serie kommt die Log Lady vor – eine Frau, die einen Holzscheit mit sich herumträgt, der manchmal mit ihr spricht. «Die Leute kaufen den Holzscheit wie blöd», sagt Stephens. «Im Grunde kaufen sie alles, auf das wir
«Twin Peaks» schreiben.»
Einmal im Jahr im Sommer wird alles noch ein bisschen verrückter. Dann findet ein dreitägiges
Festival statt, Schauspieler und Fans kommen, viele wohnten im «Salish Lodge», sagt Stephens. «Kyle MacLachlan war auch schon da», erzählt der Hotelmanager. Er baue in der Gegend Wein an und sei die allernetteste Person.
Eine verdammt gute Tasse Kaffee
In North Bend liegt
«Twede’s Café», in dem tatsächlich gedreht wurde. In der Serie ist es das «Double R Diner», in dem der FBI-Agent und sein Kollege Sheriff Truman über den Fall sinnieren. Cooper will jedes Mal Cherry Pie und einen «damn fine cup of coffee», eine verdammt gute Tasse Kaffee. Beides findet sich heute auf der Speisekarte, neben Burgern und Roastbeef.
Plötzlich geht die Tür des Diners auf. Ein Mann mit schwarzem Anzug und FBI-Ausweis kommt an den Tresen. Agent Cooper? Aber der Mann trägt keinen scharfen Seitenscheitel, sondern hochgegeltes Haar zu hellblauen Augen. Er stellt sich als David Israel vor und ist vermutlich der größte «Twin-Peaks»-Fan der Welt. «Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich die Folgen gesehen habe», sagt er. Den Soundtrack höre er im Auto. «Immer.»
Israel, der in Seattle lebt, hat aus seiner Leidenschaft ein Geschäft gemacht. Alle Drehorte hat er zusammengesucht, mehr als auf der offiziellen Karte. Er bietet seit 2017 eine
Tour an und verkleidet sich dafür als FBI-Agent. Die Serie sei etwas, das man so noch nie gesehen habe, sagt er mit kindlicher Begeisterung.
Seattle
Anreise: Direktflüge nach Seattle gibt es von Deutschland aus von Frankfurt am Main. Wer von anderen Städten anreist, macht Zwischenstopps – etwa in Irland, Island oder einer Stadt in den USA. Die Orte Snoqualmie und North Bend liegen im US-Bundesstaat Washington und lassen sich gut von Seattle aus erkunden. Die Fahrt mit dem Auto dauert etwa 30 bis 45 Minuten.
Einreise: Deutsche USA-Urlauber brauchen kein Visum, aber müssen sich eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.
Informationen: Visit Seattle, c/o Lieb Management & Beteiligungs GmbH, Bavariaring 38, 80336 München, Tel.: 089 6890638-43, E-Mail:
info@visitseattle.de.
(dpa/tmn)