Kairo – Tausende Jahre waren antike Sarkophage, Keramikfiguren und wertvoller Schmuck unter dem Wüstensand in Ägypten verborgen. Nun haben Archäologen am Nil eine antike Totenstadt mit Dutzenden Steinsärgen und Kunstschätzen entdeckt.
Die nahe dem Ort Minja in Ägypten gefundene, über 2500 Jahre alte Nekropole enthalte mindestens 40 Särge aus Kalkstein, etwa 1000 gut erhaltene Figuren und eine Goldmaske, sagte Antikenminister Chaled al-Enani am Ausgrabungsort. Zudem seien Keramik, Schmuck und andere antike Gegenstände gefunden worden.
«Das ist erst der Anfang einer neuen Entdeckung und ich glaube, wir brauchen mindestens fünf Jahre, um die Arbeit an der Nekropole zu beenden», erklärte Al-Enani. Die Ausgrabungen, die vergangenes Jahr in der historischen Stätte Tuna al-Gabal begannen, würden wichtige Einblicke in das Leben der Alten Ägypter geben. Er sagte, dass die Entdeckung, die aus der 26. Dynastie der Alten Ägypter stammt, noch sehr frisch sei und weitere Funde zu erwarten seien.
In den vergangenen Monaten hatte das Antikenministerium in Ägypten eine Reihe von Entdeckungen aus der Hochkultur der Alten Ägypter präsentiert. Das Land will damit Touristen anlocken, die es wegen der Wirtschaftskrise dringend als Einnahmequelle für Devisen braucht. Ägypten hat mit der Pharaonenstadt Luxor, den Pyramiden in Giseh bei Kairo und weiteren Orten am Nil zahlreiche wertvolle Kulturstätten zu bieten.
Bei den Ausgrabungen nahe Minja seien in den vergangenen Monaten mehrere Grabkammern von Priestern entdeckt worden, die dem ägyptischen Gott Thot dienten, sagte der Chef des Archäologenteams, Mostafa Wasiri vom Obersten Antikenrat in Ägypten, der staatlichen Zeitung «Al-Ahram». In der ägyptischen Mythologie ist Thot der vogelköpfige Gott des Mondes sowie des Lernens und der Schrift.
Eines der Gräber gehörte demnach dem Hohepriester mit dem Namen Hersa-Essei, dessen Mumie gefunden wurde. Seine sterblichen Überreste seien mit Bronze verziert, in die die Göttin Nut eingraviert sei, die den Verstorbenen schützen soll. Für das Projekt stellten Archäologen der Universität München ihren ägyptischen Kollegen Arbeitsmaterialien zur Verfügung und beurteilten Bilder der Funde.
In Ägypten sind zahlreiche Expeditionen auf der Suche nach antiken Schätzen. Ein italienisches Forscherteam hatte Ende Januar mit Messungen in der Grabkammer des Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige in Luxor begonnen. Die Radarmessungen in der 1922 entdeckten Grabkammer des Kindkönigs (um 1330 v. Chr.) sollen Klarheit darüber bringen, ob sich – wie von einem Wissenschaftler vermutet – hinter der Nordwand ein weiterer, bislang unentdeckter Raum befindet.
Erst Anfang des Monats hatten Wissenschaftler in der Nähe der Pyramiden ein mehr als 4000 Jahre altes Grab gefunden. Die Kammer soll zu einer Priesterin mit dem Namen Hat Bet gehören. Nahe dem einzigen noch erhaltenen Weltwunder der Antike soll Ende des Jahres das neue Ägyptische Museum eröffnen, dass das Ausstellungshaus im Stadtzentrum Kairos ablösen soll.
(dpa)