Antworten auf Overtourism in den USA

Berlin – Urlaub in den USA führt Reisende immer häufiger an Orte, die früher weniger Auslandsgäste gesehen haben. Auf der
Reisemesse ITB in Berlin (6. bis 10. März) berichteten Vertreter der Tourismusbranche, dass sich die Besucherströme stärker als früher in den Weiten des Landes verteilten.

Punktuell kommt es allerdings weiterhin dazu, dass besonders viele Urlauber gleichzeitig am selben Ort sind und damit für Overtourism sorgen, wie die parallel zur ITB vorgestellten Besucherzahlen der US-Nationalparkbehörde zeigen.

Viele Touristen blieben inzwischen länger in den USA, «weil sie nicht nur die großen Städte besuchen wollen, sondern auch weniger bekannte Regionen – die inzwischen keine weniger bekannten Regionen mehr sind», sagte Anne Madison von der Marketingorganisation Brand USA. «Unsere Kunden fragen öfter nach Alternativrouten zu den Hotspots», sagte Tilo Krause-Dünow vom Veranstalter Canusa, der Vizepräsident des Visit USA Committee in Deutschland ist. In der Urlauberberatung gehe man darauf auch ein: «Wir wollen vermeiden, dass unsere Kunden später mit dem Gefühl nach Hause fahren: Da war ja alles überlaufen.»

Für das Jahr 2019 erwartet die US-Regierung ein Wachstum bei der Zahl der Einreisen aus Deutschland von zwei Prozent. Laut der Hochrechnung wären das bis zum Jahresende etwa 2,186 Millionen US-Reisende mit deutschem Pass. Insgesamt werden mit knapp 83,9 Millionen Reisenden aus dem Ausland gerechnet, gut die Hälfte davon aus Kanada und Mexiko. Ein wenig zu schaffen mache der Branche aktuell der stärker gewordene Dollar, sagte Anne Madison. «Das ist eine Herausforderung für uns.» Bei den Urlaubsformen setze sich der Trend fort, dass Bustouren mit Reiseführer eine immer kleiner werdende Rolle spielen, erklärte Krause-Dünow. «Das individuelle Reisen nimmt weiter zu.»

Zu den Lieblingszielen vieler Deutscher gehören die Nationalparks in den USA. Alle zusammen haben sie 2018 zwar keinen neuen Besucherrekord erreicht – etliche bekannte Nationalparks jeweils für sich genommen allerdings schon. So viele Touristen wie noch nie kamen unter anderem in die Nationalparks Arches und Bryce Canyon in Utah, ins Death Valley in Kalifornien sowie nach Grand Teton in Wyoming. Die registrierte Zahl aller Nationalpark-Besucher ging um 3,8 Prozent auf 318,2 Millionen zurück. Laut dem
US-Nationalpark-Service (NPS) wurde damit zum vierten Jahr in Folge die 300-Millionen-Marke überschritten. Vom NPS werden 418 Stätten verwaltet, neben den Nationalparks auch historische Orte. 385 der Stätten zählen Besucher.

Zu den Zielen in den USA, die sich auf weiter steigende Gästezahlen einstellen, gehört New York. Dort wird die Hotelauswahl immer größer: Ende 2019 werden voraussichtlich 131.900 Zimmer zur Verfügung stehen, etwa 13.000 mehr als am Jahresanfang, teilte das Tourismusamt NYC & Company zur ITB mit. Zum Vergleich: 2010 gab es den Angaben zufolge erst 86.600 Hotelzimmer in der Metropole an der US-Ostküste.

Die zusätzlichen Kapazitäten werden dringend gebraucht, um mit dem wachsenden Angebot an Attraktionen und Events Schritt zu halten. Neu hinzu kommt 2019 zum Beispiel der Komplex Hudson Yards im Westen Manhattans mit dem Kunstzentrum «The Shed» und der Aussichtsterrasse «Edge» in mehr als 330 Metern Höhe. Für Mai angesetzt ist die Eröffnung des
Statue of Liberty Museums, in dem unter anderem die Original-Fackel der New Yorker Freiheitsstatue zu sehen sein wird.

Im Juni erwartet New York zum World Pride rund vier Millionen Besucher. Die Veranstalter des Großereignisses setzen sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT) ein. World Pride findet erstmals in den USA statt und dürfte dazu beitragen, New Yorks Besucherzahlen auf eine neue Rekordzahl zu steigern, nachdem 2018 etwa 65,2 Millionen Touristen gezählt wurden.


(dpa/tmn)

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