Ein Sinfonieorchester mit Violinen, Bässen und Flöten würde man nicht in dem von Armut gebeutelten Kinshasa vermuten. Doch was nach einem auswegslosen Projekt klingt, bringt seit über 15 Jahren Musiker und Sänger aus allen Bevölkerungsschichten zusammen. Ein erstaunliches Unterfangen, das es 2010 sogar auf die Leinwand schaffte.
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Eine Millionenstadt voller Menschen, die meisten von ihnen leben in großer Armut. Lange Fußwege über unbefestigte, staubige Straßen, oft kilometerlang, weil es weder Transportmittel noch ein Verkehrsnetz gibt. Und trotzdem erklingen genau hier Stücke wie Beethovens „Ode an die Freude“.
Sinfonieorchester als Auftrag
Armand Diangienda Wabasolele ist der Mann, der aus seiner Mission, die christliche Musik im Kongo zu verbreiten, im Jahre 1994 das Sinfonieorchester entstehen ließ. Der Großvater des ehemaligen Piloten begründete einst die erste unabhängige Kirche in Zentralafrika und soll seinem Enkel diesen Auftrag gegeben haben. Schon früh entdeckte der Dirigent und Leiter des Orchesters seinen Hang zur Musik und brachte sich mit sechs Jahren selbst das Klavierspielen bei.
Ein Haufen Probleme
Blickt man heute auf die rund 300 starke Musikertruppe ist kaum vorstellbar, dass alles nur mit ein Duzent Kirchenmusikern begann. Doch nicht nur aller Anfang war schwer. Bis heute trennen kilometerlange Fußwege und die Erschöpfung harter Arbeit in den frühen Morgenstunden die Afrikaner von ihrer Musik. Die Instrumente sind repariert oder selbstgebaut und in Eigenarbeit beigebracht, denn Musikschulen gibt es hier genauso wenig, wie Geld. Mehrfach war Armand Diangienda kurz davor, aufzugeben. Doch auf dem kongolesischen Unabhängigkeitstag erklangen dann doch noch wie geplant Stücke von Beethoven und Händel.
Ausgezeichnete Doku
Den Regisseuren Martin Baer und Claus Wischmann aus Berlin gelangen fabelhafte Einblicke in eine Kultur, die viele Zuschauer höchstens aus den Nachrichten kennen. Neben Szenen mit dem Sinfonieorchester begleitet die Doku auch einzelne Musiker in ihren Alltag und zeigt auf, dass das Leben in Kinshasa für den Großteil der acht-Millionen-Einwohner-Stadt kein Zuckerschlecken ist. Über den Plot hinaus klingt auch der Konflikt zwischen Afrika und Europa an. Im Laufe des Drehs wurde den Regisseuren deutlich, dass Bach und Händel in Zeiten der Globalisierung kein „europäischer Besitz“ sind. Ab September 2010 lief die WDR-Produktion über acht Monate auch im Kino und räumte weltweit unzählige Auszeichnungen, wie den Filmpreis Potsdam oder den Goldenen Hugo ab. Auch für den Grimme Preis 2012 ist die Doku nominiert. Ein ultimativer Filmtipp für alle, die einen Blick über den Tellerrand wagen und dabei ein erstaunliches Orchester begleiten wollen. Auf DVD ist die Doku unter anderem bei amazon erhältlich.
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