Shanghai – Die schillernde Metropole am Ufer des Jangtse

Shanghai. Stadt des Verbrechens, Stadt des Glücksspiels, Handelszentrum, Kriegsschauplatz, Stadt der Denker, Millionenstadt… Shanghai hat sich in den letzten zweihundert Jahren einem westlichen Zugriff über Kategorisierungsversuche immer wieder entzogen.

Ich kannte Shanghai vor allem aus den Anfangsszenen von Apocalypse Now. Martin Sheen erwacht hier unter dem Flügelschlag eines Ventilators, während dem Zuschauer „The End“ von den Doors in den Ohren klingt – Shanghai als Anfang vom Ende.

Die Stadt am Jangtse-Delta musste aus westlicher Sicht oft herhalten für die Kulisse eines gefährlichen Molochs, in dem die chinesische Mafia regiert und ein falscher Schritt das rasche Ende bedeuten kann. Dabei wurde gerade im 20. Jahrhundert Shanghai Schauplatz einer rigorosen Säuberungsaktion, was Kriminalität und Prostitution betraf. 1949 griff die neu eingesetzte kommunistische Regierung hart durch, riss ganze Wohnviertel ab und stellte eine neue Ordnung auf. Diese hielt aber nicht lange – bis 1980 erlebte Shanghai zwar keine Prostitution mehr, dafür aber starken wirtschaftlichen Niedergang und bewusstes Kleinhalten der chinesischen Regierung in Peking.

Seit nunmehr fast 30 Jahren aber ist Shanghai wieder auf dem Weg zur einstigen Größe, schließlich befand sich hier noch im 19. Jahrhundert bis zur Jahrhundertwende einer der florierendsten Handelsplätze Chinas. Bis 1949 waren am Handel viele ausländische Firmen beteiligt, die durch die Kommunisten nach Honkong vertrieben wurden. Die Stadt befand sich also anderthalb Jahrhunderte lang in einem Hin und Her zwischen Handel und Verbrechen, Metropole und Moloch, Boomtown und Stadt von Gestern.

So viel Geschichte und Instabilität, wie präsentiert sich Shanghai dem heutigen Besucher?

Ziemlich laut. Und voll. Und exotisch. Und rauh. Und nur eingeschränkt der englischen Sprache mächtig. Shanghai soll zur Expo 2010 eine Zukunftsmetropole werden, eine Spielwiese für Architekten und andere Kreative, die im Auftrag der chinesischen Regierung eine Masse von futuristischen Hochhäusern aus dem Boden stampfen.

Es gibt auch eine Altstadt, „Old City“, die mutet ein bisschen an wie Chinatown aus Blade Runner, vor allem bei schlechtem Wetter. Die Überlagerung von nachgebauten Häusern „alter“ Bauweise und Fast-Food-Ketten mit Neonreklame macht einen ganz besonderen Eindruck auf den Besucher.

Die Innenstadt mit ihren Hochhäusern ist natürlich auch ein Touristenziel, man sollte nur aufpassen, dass man nicht von den teilweise arg rücksichtlos rasenden Autos, Fahrrädern und Menschen über den Haufen geworfen wird. Im Zentrum lässt sich auch viel und teuer einkaufen, wer auf billige Fälschungen steht, geht lieber zu einem der unzähligen lokalen Billigmärkte. Einfach mal den Rezeptionisten des Hotels fragen, die kennen sich meistens ganz gut aus.

Wichtig in Shanghai, wie überall in China: Verhandeln, durchsetzen, nicht einschüchtern lassen. Viele Bettler und Abzocker stürzen sich auf die Touristen, gleichzeitig bietet sich aber Leuten, die sich nicht über den Tisch ziehen lassen, imposante Eindrücke in der sich gerade wieder aufrichtenden Metropole einer neuen Weltmacht.

Auf umdiewelt.de wurde ein sehr schöner Reisebericht von 2005 gepostet, lesen lohnt sich. Worauf noch zu achten ist, man muss sich unbedingt bei der Polizei melden, sollte man länger als 3 Tage in Shanghai bleiben. Das ist ein Schmankerl der chinesischen Bürokratie, Infos dazu gibts z.B. hier und hier.

Fazit: Shanghai bietet Modern und Alt im Überfluss, vermischt mit einer Extraportion Hektik. Dafür ist diese Stadt voller Adrenalin, leben möchte ich nicht da, für eine Reise ist ein Aufenthalt hier jedoch ein unvergessliches Erlebnis.

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