Das einstige islamische Minarett aus der Hochzeit der Mauren bildet heute als Giralda den Turm der größten gotischen Kathedrale María de la Sede und ist Wahrzeichen der andalusischen Hauptstadt Sevilla. Der Namensgeber Giraldillo tront auf 105 Metern über der Stadt und beschützt das Weltkulturerbe.
In Sevilla zum Wahrzeichen der Stadt erkoren zu werden, kommt nicht von ungefähr. Denn die Stadt im Herzen Andalusiens hat viele imposante Bauwerke und unzählige Kirchen und Sehenswürdigkeiten. Dennoch repräsentiert wohl niemand die Stadt mit den zwei Kulturen so gut wie der Turm der ehemaligen Moschee, die zur größten gotischen Kathedrale der Welt umgebaut wurde.
Das Herz Sevillas schlägt in der Giralda, ihre Geschichte steckt ihr in den Knochen und sie tront im Zentrum der Stadt. Wenn man den Turm besteigt, bietet sich einem ein einmaliger Blick über die Dächer und die ganze Schönheit Sevillas.
Der Turm der Kathedrale: Spiegel bewegter Geschichte
Die Giralda ist wichtigste Sehenswürdigkeit und ein kostbares Zeugniss der bewegten Geschichte Sevillas. An ihr und der Kathedrale Santa María de la Sede, die ebenfalls noch Elemente der einstigen maurischen Moschee trägt, kann man die Höchepunkte der gesamten spanischen Geschichte ablesen.
Vor der Reconquista der Christlichen in Spanien im Jahre 1248 war Sevilla Provinzhauptstadt der maurischen Dynastie. Dieser Zeit verdankt die Stadt ihre bunten Fliesen, die paradiesischen Gärten und den Alcázar de Sevilla. Auch der Turm Giralda ist noch immer reich verziert mit islamischen Mustern.
Die Giralda wurde 1184 errichtet und bildete damals mit 82 Metern eines der höchsten Bauwerke der Welt. Doch das Material für den Bau trägt sogar noch mehr Geschichte in sich, denn man verwendete alte römische Sockel und Säulenkapitelle aus einem Palast, der einmal in der Nähe errichtet wurde.
Giralda de Sevilla: Vom Minarett zum Glockenturm
Im Jahr 1568 bekam die Giralda von den christlichen Spaniern einen 32 Meter hohen Aufsatz im Stile der Renaissance, der als Glockenturm genutzt wurde. 22 Glocken beherbergt das Glockenhaus bis heute und wenn sie schlagen, scheint die Hektik in den Straßen für einen Moment still zu stehen.
Die Wetterfahne Giraldillo auf der Turmspitze verkörpert den triumphierenden christlichen Glauben mit einer 4 Meter hohen Bronzestatue. Die gotische Kathedrale Santa María de la Sede wurde 1401 bis 1519 auf den Überresten der arabischen Mezquita Mayor direkt an den noch erhaltenen Turm angebaut. Sie bildet mit ihren 115 mal 76 Metern das größte religiöse Gebäude Spaniens und übertrifft damit sogar die Sagrada Familia in Barcelona.
Die Giralda als Sehenswürdigkeit
Nicht nur im Inneren der Kathedrale Santa María de la Sede befinden sich interessante Ausstellungsstücke, sondern es lohnt sich auch den Turm zu erklimmen. Ein großer Vorteil dabei ist, dass die Mauren damals in den Turm Rampen gebaut haben, um ihn zu Pferd besteigen zu können. So ist der Aufstieg nicht so beschwerlich, wie sich der herrliche Ausblick über die Stadt lohnt.
Aber auch von unten hat der Anblick der Giralda seinen Zauber. Wenn gegen Abend die Turmsegler pfeifend ihre Runden um das Glockenhaus ziehen, kommt die ganze Stadt langsam zur Ruhe.
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