Im Norden Russlands liegt das Solowezki-Kloster, ein Bauwerk, das auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Hier befindet sich eines der wichtigsten Zentren des russisch-orthodoxen Glaubens, und auch heute noch bewohnen Mönche die geschichtsträchtigen Hallen.
Das Solowezki-Kloster befindet sich in der Onegabucht im Weissen Meer. Hier liegen die sechs Eilande des Solowezki-Archipels, und in ihrem Zentrum erhebt sich das von den beiden Asketen German und Sawwati gegründete Solowezki-Kloster. Als eine der ersten Stätten in Russland wurde das Heiligtum in die Liste des Unesco-Welkulturerbes aufgenommen. Doch nicht immer herrschte Frieden auf den Inseln, denn die Anlage diente unter anderem als Festung im Mittelalter.
Das Solowezki-Kloster – Die düstere Vergangenheit der heiligen Mauern
Das Land wirkt kalt und unwirklich, und doch waren die mit Wäldern und Mooren bewachsenen Inseln schon im 5. Jahrhundert vor Christus besiedelt. Das Solowezki-Kloster wurde offiziell 1429 gegründet, und etwas mehr als Hundert Jahre später zu einer Garnison umfunktioniert. Hier wurden viele Schlachten geschlagen, und die Anlagen konnte den Angriffen von zahlreichen Belagerern standhalten.
Bereits während der Herrschaftszeit der Zaren wurden im Solowezki-Kloster politische Gefangene festgehalten. Das Kloster war bis 1922 eine eigenständige politische Instanz, die einen beträchtlichen Einfluss auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung von Russlands Norden ausübte.
Die sowjietische Machtübernahme im Solowezki-Kloster
Mit der Konfiszierung durch die Sowjetmacht änderte sich ab 1922 alles im Solowezki-Kloster. Nachdem die Bolschewiken im Land an die Macht kamen, wurde die Inselgruppe und das Kloster 1923 zu einem Arbeitslager für politische Gefangene umfunktioniert. Die Geburtsstunde des GULAG-Systems war gekommen, und das Kloster wurde zu einer der Keimzellen der unmenschlichen Inhaftierung.
Zu manchen Zeiten waren im Solowezki-Kloster bis zu 70000 Häftlinge unter katastrophalen Umständen interniert. Nach einem Scheinprozess, der einer Farce glich, wurden die Verurteilten als Arbeitskräfte ausgebeutet. Als das Lager 1933 geschlossen wurde, waren die Mauern dem Verfall preisgegeben.
Mit dem Ende der Sowjietunion kamen wieder bessere Zeiten für den geschichtlich hoch interessanten Sakralbau. Die Anlage wurde 1991 offiziell wieder der orthodoxen Kirche zugestellt. Bereits seit fast 20 Jahren sind umfassende Restaurationsarbeiten an der Bausubstanz im Gange. Das historische und architektonische Museum zieht jedes Jahr viele Interessenten an.