Bauwerke werden meist aus Stein, Beton, Holz, Stahl oder Glas gefertigt – zumindest heutzutage. Ein sehr bekannter Turm in Serbien stammt aus längst vergangenen Zeiten, setzt sich aus weit weniger gebräuchlichen Materialien zusammen und mutet aus diesem Grund ein wenig Furcht erregend an: Er besteht zu einem großen Teil aus menschlichen Knochen.
Der ein oder andere mag sich gruseln, wenn er den Cele Kula in Niš, der zweitgrößten Stadt Serbiens, erblickt. Der Nächste hingegen betrachtet den Turm aus Schädelknochen aus einem gänzlich anderen Blickwinkel und findet es lediglich verwerflich, dass die sterblichen Überreste der Menschen nicht gebührend zur letzten Ruhe gebettet wurden. Ein weiterer Mitmensch ist wahrscheinlich fasziniert von der ungewöhnlichen Idee, welche hier verwirklicht wurde. Man mag davon halten was man will. Eingestehen sollte man sich zumindest, dass der Cele Kula zweifellos so extravagant erscheint, dass es sich über ihn zu schreiben lohnt.
Der Schädelturm, wie er übersetzt heißt, ist eine Schöpfung der Osmanen. Diese fertigten ihn auf Befehl des Khurshid Pascha aus den Gebeinen der Kämpfer an, welche bei der Schlacht von Cegar im ersten serbischen Aufstand, Anno 1809, ihr Leben gelassen hatten. Das ungewöhnliche Bauwerk ist rechteckig, besteht aus Sand, Calcumoxid (s. hier) und Knochen und beherbergte einst über 1800 Schädel serbischer Krieger, welche unter anderem in 952, sich auf allen Seiten des Turmes verteilenden Öffnungen Platz fanden. Heute misst der Turm nur noch drei Meter und beinhaltet lediglich 58 Häupter, da er vermehrt geplündert wurde und zudem im Zuge des Zweiten Weltkriegs mehreren Bombenangriffen zum Opfer fiel.
Um den Turm zukünftig vor Fremdeinwirkung zu schützen, wurde im Jahre 1982 um ihn herum eine Kapelle errichtet.
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