Stabkirchen sind ein wunderbares Zeugnis der beginnenden Christianisierung Skandinaviens, die durch ihre spezielle Architektur und der Vereinigung von verschiedenen Stilelementen wirklich sehenswert sind. In Norwegen existierten zur Hochzeit des Stabkirchenbaus 750 dieser Gotteshäuser, von denen heutzutage gerade einmal 30 Originale erhalten werden konnten. Eines dieser seltenen Exemplare befindet sich in Urnes, einem kleinen Ort am Ende des Lustrafjordes nordöstlich von Bergen.
Die Stabkirche von Urnes wurde vermutlich zwischen 1030 und 1050 erbaut und entspricht dem turmlosen Sogne-Typ des Kirchenbaus. Die übereinander und dicht gestaffelten Dächer der Kirche sind ein typisches Charakteristikum der Stabkirchen und waren auch der Grund für ihren Namen. In ihren Anfangsjahren war die Kirche von Schlichtheit geprägt. Die wunderbaren Ornamente, die ihren Ursprung in der Wikinger-Kultur haben, wurden erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts ergänzt. Insbesondere die stilisierte Drachen, die Spiralen und Bandornamente an den Türen und den Würfelkapitellen sind derart einzigartig, dass nach ihnen eine Stilrichtung benannt wurde.
Im 16. Jahrhundert, wo viele Stabkirche den Steinbauten weichen mussten, begann der allmähliche Verfall der Kirche, dem zum Glück um 1700 Einhalt geboten wurde, indem man einen achteckigen Dachreiter installierte, eine neue Kanzel sowie einen neuen Altar in die Kirche bringen ließ und den Glockenturm ergänzte. Zum Erhalt der Kirche hat das publizistische Werk des Romantikers J. Dahl beigetragen, der die Architektur der Stabkirchen unter anderem in Deutschland populär machte und Kapital zum Erhalt der Kirchen akquirieren konnte.
Inzwischen ist die Stabkirche von Urnes weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Gerade in den Sommermonaten pilgern viele Menschen nach Urne, um dieses wunderbare Bauwerk zu Gesicht zu bekommen.
1 comment