Hostels sind durchaus eine Welt für sich…. Und wie das oft so ist, tummeln sich auch hier die unterschiedlichsten Gestalten. Dadurch, dass man meist zu sechst oder noch mehr Personen in engen Schlafsälen zusammengedrängt ist, erfährt man oft mehr über seine Mitreisenden, als man möchte. Hier eine kleine, nicht ganz ernst zu nehmende Typologie – vielleicht erkennt sich ja der ein oder andere wieder.
Der Womanizer
Er hält sich bevorzugt in den Aufenthaltsräumen auf und wirft exakt alle 25 Sekunden seine gegelte Haarsträhne mit einer garantiert vor dem Spiegel perfektionierten Geste zurück. Sobald ein weibliches Wesen den Raum betritt, werden seine Antennen aktiviert und es wird erst einmal gnadenlos Smalltalk betrieben. Egal ob die langsamen Computer, das dreckige Geschirr in der Küche, das aktuelle Fernsehprogramm oder die Mitreisenden – die Gesprächsthemen sind vielfältig. Nebenbei checkt der Womanizer versiert die wichtigsten Eckdaten ab (Freund? Aufenthaltsdauer?), bevor er entscheidet, ob er die Dame weiter mit seiner kostbaren Aufmerksamkeit bedenken wird.
Der entspannte Dauerreisende
Am liebsten gammelt er in der Hängematte auf der Dachterrasse herum und vor 11 Uhr vormittags kommt er ohnehin nicht aus dem Bett. Der Dauerreisende führt ein entspanntes Leben und nichts hält ihn davon ab, dies auch allen seinen Mitreisenden auf die Nase zu binden. Neben seinem lässigen Auftreten – Piercings, Rastalocken und obligatorische Birkenstocks oder ähnliche Gesundheitslatschen – punktet er auch mit Sätzen wie: „Boah nee ey, arbeiten ist viel zu krass, geht gar nicht Mann. Das hier ist das echte Leben, weißte…“ Ebenfalls immer dabei: Ein Joint oder ein Päckchen Zigaretten. Seinen Lebensunterhalt verdient der Dauerreisende mit dem Flechten von Freundschaftsbändchen oder seltsamen Drahtfiguren, die er an naive Touristen verscherbelt.
Der Reiseführer-Jünger
Sein Lonely-Planet-Reiseführer sieht aus, als wäre er mindestens so alt wie die Bibel und mit ungefähr derselben Ehrfurcht wird das heilige Buch auch behandelt. Die zerfledderten Seiten sind mit Haftnotizen verziert und alle bereits besuchten Orte mit kleinen Häkchen versehen. Morgens steht der Lonely-Planet-Jünger schon um sieben Uhr auf, um die drei Spaziergänge, die vom Reiseführer empfohlen werden, auch zu schaffen, bevor es dann nachmittags weiter zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt geht. Dabei muss natürlich auch der Lonely-Planet mit und alle wichtigen Passagen werden direkt vor Ort nachgelesen. Typischer Satz: „Das Restaurant muss der Hammer sein! Hat auch drei Sterne im Lonely Planet, lass uns da mal hingehen heute!“ Fortsetzung folgt…