Nachdem ich euch in meinem letzten Beitrag schon etwas über die unterirdischen Katakomben in Paris erzählt habe, folgt nun mein Erfahrungsbericht. Die ganze Aktion war um ein Vielfaches abenteuerlicher, als ich es mir vorgestellt hatte, aber wahrscheinlich gerade deswegen unvergesslich.
Unsere französischen Freunde tauchen mit etwa einer halben Stunde Verspätung auf und verstauen erst einmal fachgerecht, Bierdosen und Snacks in ihren Rucksäcken. Dann werden Stirnlampen ausgeteilt und das Abenteuer kann losgehen. Ich staune nicht schlecht, als Martin einfach den Kanaldeckel mitten auf dem Gehweg öffnet und sich auch schon Claire durch die enge Öffnung zwängt.
Dann bin auch schon ich an der Reihe. Feiner Staub klebt an meinen Händen und mein Herz schlägt wie verrückt, vor allem, als wir den etwa 25 Meter hohen Schacht hinunterklettern. Die Eisensteigen sind schmal und glitschig und ich wage es kaum, nach unten zu schauen. Kaum angekommen erwartet uns schon die nächste Überraschung: Wir stehen knöcheltief im Wasser! Die Gänge sind schmal und niedrig und je weiter wir vorankommen, desto höher steigt der Wasserpegel, bis ich irgendwann bis zu den Knien im Wasser stehe.
Auf was habe ich mich da nur eingelassen! Noch dazu ist das Laufen in den schmalen Gängen äußerst unangenehm und kräftezehrend. Doch nach etwa fünf Minuten ist der Spuk vorbei und wir können aufrecht laufen. Jetzt erst bemerke ich die unzähligen Tags und Graffitis in den Wänden. Zwanzig Minuten später erreichen wir den ersten „Saal“, ein höhlenartige Vertiefung, wo fleißige Cataphiles eine Art runde Sitzbank und den dazugehörigen Tisch in den Stein gehämmert haben. Wir stellen überall Kerzen auf und packen unsere mitgebrachten Getränke und Snacks aus. Der komplette Saal ist mit Graffitis von Filmfiguren dekoriert. Wir entdecken Darth Vader, Edward mit den Scherenhänden, Pulp Fiction, den Hasen aus Donnie Darko… und ich bin zutiefst beeindruckt. Es kommen immer wieder Leute vorbei, die uns freundlich einen guten Abend wünschen und oft auf einen kurzen Plausch stehen bleiben.
Martin erklärt uns, dass hier in den Katakomben eine richtige Kultur des Teilens herrscht. Man lässt ein paar Kerzen oder etwas zu trinken zurück, vielleicht auch ein Päckchen Zigaretten. Was absolut tabu ist: Seine Eingangs- und Ausgangsorte zu verraten.
Insgesamt waren wir etwa 6 Stunden in dem unterirdischen Labyrinth unterwegs und ich bin doch etwas erleichtert um halb sieben Uhr morgens wieder Tageslicht zu sehen. Meine Jeans ist bis zu den Knien durchnässt und voller Staub und Dreck. Trotzdem ab in die Metro und schnell nach Hause unter die Dusche.