Hannover – «Hallo, ich bin der Horst», sagt Horst – und nimmt Platz. Am eigenen Tisch. Einfach so. Für viele Club-Neulinge ist das absolut gewöhnungsbedürftig.
Auch dass jeder Gast bei Robinson von den Mitarbeitern geduzt wird, als hätte man in der Schulzeit den Lehrern gemeinsam Streiche gespielt, halten nicht Wenige anfangs für einen Scherz. Und trotzdem: Das Konzept des Cluburlaubs hat sich durchgesetzt.
Heute steht der Cluburlaub in deutschen Reisekatalogen vor einer Neuausrichtung. Zwar begreifen viele ältere Stammgäste die Clubs von Robinson nach wie vor als Ferienbotschaften der Bundesrepublik – die Internationalisierung der Gästeschaft hat aber längst begonnen. Das zeigt sich daran, dass die Betreiber künftig verstärkt auf Zielgebiete auf der Fernstrecke bauen.
Allen voran setzt die Tui-Gruppe auf diesen Trend. Zwar hat man erst einen von 24 Clubs außerhalb Europas im Programm, auf den Malediven. Aber man arbeite intensiv am Ausbau des Angebots auf der Fernstrecke, sagt Thomas Pietzka, Leiter Tui Hotels & Resorts. Bereits im nächsten Jahr wird auf den Malediven der zweite Robinson Club eröffnen. Und man befinde sich derzeit in Verhandlungen für Clubanlagen in Asien und Mexiko. Auch Thailand ist eine Option. Auch für die Clubmarke Magic Life seien in den kommenden Jahren Anlagen auf der Fernstrecke nicht ausgeschlossen, so Pietzka.
Die Gründe liegen auf der Hand: Die Airlines haben in den vergangenen Jahren massiv Überkapazitäten in Richtung Asien und in die Karibik geschaffen. Weil so der Flugpreis sinkt, werden Ziele auf der Fernstrecke in den Katalogen günstiger – und somit für immer mehr Reisende eine Option. Darüber hinaus bieten viele Fernziele im Gegensatz zu Europa 365 Tage Sonne im Jahr.
Doch was wird in fernen Ländern aus dem liebgewonnenen «deutschen» Clubkonzept? Damit ist es in Teilen vorbei. Die Anlagen auf anderen Kontinenten werden auch aktiv an Reisende aus Asien und Amerika mitverkauft. Auf den Malediven liegt der Gästemix bei Robinson heute schon bei 50:50. Das Konzept «Made in Germany» soll zwar nach Konzernangaben «spürbar bleiben» – aber mit mehr Internationalität.
Einen Schritt weiter als der Reiseriese aus Hannover ist der Club Med. Von den aktuell 66 Resorts der Franzosen liegen 26 auf der Fernstrecke. Genau genommen war die Clubkette mit Sitz in Paris ja der Erfinder des Cluburlaubs. In Sachen Fernstrecke war Club Med der Vorreiter: «Unser erster Club mit weiter Fluganreise eröffnete 1955 auf Tahiti», sagt Valérie Bensiek, Geschäftsführerin des Club Méditerranée in Deutschland. In der Dominikanischen Republik war man das erste internationale Hotel überhaupt. «Und am Bau der Landebahn in Punta Cana waren wir maßgeblich beteiligt», ergänzt Bensiek.
In Deutschland spielte das Produkt wegen des stark auf Frankreich zugeschnittenen Konzepts lange überhaupt keine Rolle. Doch durch die neue Lust auf Exotik ist die Marke wieder angesagt: Das Produkt ist qualitativ auf Augenhöhe mit dem deutschen Marktführer Robinson, bietet mit sieben Resorts in der Karibik, einer Anlage in den USA, drei in Brasilien, fünf im Indischen Ozean und zehn Clubs in Asien aber viel mehr Auswahl. Und in Kürze kommen neue Clubs dazu.
Der einzige Clubanbieter, der heute kein Haus mehr auf der Fernstrecke betreibt, ist Aldiana. Und das obwohl die Marke aus Oberursel im Jahr 1973 sehr erfolgreich im Senegal gestartet war. Allerdings schaue man auch «in alle Richtungen» und sei «offen für Fernziele», erklärt Max-Peter Droll, Geschäftsführer von Aldiana. Man suche «definitiv nach Ganzjahresbetrieben mit guter Fluganbindung».
Doch egal ob Robinson, Aldiana oder Club Med: Ein Horst, der sich mit einem kurzen Nicken einfach dazusetzt, den wird es auch auf in der Ferne immer geben. Die Asiaten werden sich daran gewöhnen müssen.
(dpa/tmn)