Hannover – Große deutsche Reiseveranstalter bieten ihren Australien-Urlaubern angesichts der verheerende Brände dort kostenlose Umbuchungen an. Wer eine Reise in von den Feuern betroffene Gebiete geplant hat, kann ohne Mehrkosten ausweichen.
Veranstalter im Überblick
– DER Touristik mit den Marken Dertour und Meiers Weltreisen teilt auf Anfrage mit: Pauschalreisende vor Ort, bei denen Aufenthalte in Buschfeuer-Warngebieten vorgesehen waren, können ihre Reise vorzeitig beenden oder ihr Reiseprogramm wird angepasst. Touristen, die einzelne Reisebausteine über den Veranstalter gebucht haben, können bis zum 15. Januar kostenlos stornieren und umbuchen – sofern diese Leistungen nicht mehr erbracht werden können. Das ist etwa der Fall, wenn eine gebuchte Unterkunft wegen der Brände nicht erreichbar ist.
– Bei Tui können Urlauber derzeit für Anreisen bis einschließlich 3. Februar 2020 ihre Rundreise, ihr Hotel oder ihren Camper gebührenfrei umbuchen, wie der Veranstalter mitteilt. Kunden könnten zudem den Reiseverlauf nach ihren Vorstellungen anpassen. Das betreffe auch die Stornierung betroffener Hotels. Tui hat nach eigenen Angaben derzeit 80 Gäste im südlichen New South Wales. Dort toben die Feuer besonders heftig.
– Auch FTI aus München ermöglicht kostenlose Stornierungen und Umbuchungen von Leistungen, die wegen der Brände nicht erbracht werden können. Dies gelte für Gäste in den Hotels «Kangaroo Island Wilderness Retreat» und «Southern Ocean Lodge» in South Australia für den Zeitraum vom 8. Januar bis einschließlich 29. Februar 2020.
Was das Reiserecht sagt
Manche Urlauber dürften sich auch die Frage stellen, ob sich ihre Australien-Reise noch lohnt, wenn Höhepunkte des Aufenthalts ausfallen müssen. Hier gilt: Ist die Hauptattraktion wegen der Buschbrände nicht zugänglich, dürfen Pauschalurlauber die ganze Reise gebührenfrei stornieren. Sie bekommen dann vom Veranstalter ihr Geld zurück. Dabei können sie sich auf eine BGH-Entscheidung vom Januar 2018 berufen (Az.: X ZR 44/17). Was die Hauptattraktion einer Reise ist, hängt im Einzelfall aber immer vom genauen Tour-Zuschnitt ab.
Individualreisende haben dieses Stornorecht nicht. Wer lediglich einen Flug nach Australien gebucht hat, kann sein Ticket nicht einfach zurückgeben. Gleiches gilt für Hotelbuchungen, hier kommt es bei der Stornierungen auf die Konditionen der Unterkunft an. Canberra – Australien kommt nicht zur Ruhe: Die Zahl der Toten in den Feuergebieten steigt, die Schäden sind verheerend. Auch der Tourismus leidet unter den Buschbränden, die seit Monaten toben.
Die Buschbrände und ihre Folgen
Der Kampf gegen die Flammen ist lange nicht vorbei: Im besonders betroffenen Bundesstaat New South Wales toben am Mittwoch (8. Januar) noch weit mehr als 100 Feuer. In der Küstenmetropole Sydney umhüllte Rauch die berühmte Oper. Die Luft ist nach Angaben der Gesundheitsbehörden zum Teil gefährlich schlecht. In der rund 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Canberra ist es 34 Grad heiß. Die Menschen tragen nach wie vor Schutzmasken.
Seit Beginn der großen Feuer im Oktober sind landesweit 26 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Häuser wurden zerstört. Mehr als zehn Millionen Hektar brannten nieder, das entspricht ungefähr der Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen.
Auch der Tourismus leidet. Terry Rawnsley, Wirtschaftswissenschaftler einer Denkfabrik in Melbourne, sagte: «Es sind Touristengegenden, die gebrannt haben.» Die Gemeinden sind demnach auf die Besucher angewiesen, die dort im jetzigen australischen Sommer Geld ausgeben.
Selbst wenn es keine große Zerstörung gibt, sinken die Einnahmen durch den Tourismus, so Rawnsley. Denn: Die Besucher neigen eher nicht dazu, gleich wieder in die von den Bränden betroffenen Gebiete zu reisen. Rawnsley würden sinkende Besucherzahlen nicht überraschen. Der echte Test kommt für ihn nächstes Jahr: Ob dann die Touristen wiederkommen.
Ungünstige Wetterlage erwartet
Freitag (10. Januar) könnte sich die Lage noch einmal zuspitzen: Dann werden in den Brandgebieten teilweise Temperaturen von mehr als 40 Grad erwartet, dazu könnte Wind die Feuer verschlimmern. Gute Nachrichten gab es auch: Das sogenannte Megafeuer bei Gospers Mountain im Nordwesten Sydneys könnte bis Freitag eingedämmt sein, schätzt der für Notfälle zuständige Minister von New South Wales, David Elliot.
Die Rauchfahne der Buschbrände erreichte sogar Chile und Argentinien. Der Rauch überquerte über 11.000 Kilometer den Pazifischen Ozean bis an die chilenische Küste. Der wolkenlose Himmel erschien in Zentral-Chile durch die Rauchpartikel ergraut. Auch in Argentinien war der Rauch vom südlichen Patagonien bis in die zentralen Provinzen Córdoba und Buenos Aires sichtbar, wie die argentinische Wetterwarte SNM berichtete.
Zuvor hatten auch die Menschen in Neuseeland, das 2000 Kilometer von Australien entfernt liegt, gesehen, welche Dimensionen die Brände haben. Der Himmel färbte sich gelb und orange. Auf den Schnee der Gletscher auf der Südinsel legte sich durch den Rauch ein gelblicher Film.
(dpa/tmn)
(dpa)