Akustik ist ein oft ignorierter, aber nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um Architektur geht. Besonders in Kirchen finden sich daher Klangräume, die für heutige Verhältnisse einzigartig sind. Der Künstler David Letellier hat sich diesen einmal angenommen.
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300 feine Drahtseile schwingen durch den Bauch der Saint Sauveur Kapelle in Frankreich, in einer beeindruckenden Installation generieren sie aus schwingenden Bewegungen einen richtgehend meditativen Klang, der die Spiritualität des Gebäudes hervor hebt.
„Caten“ von David Letellier
An zwei Seilen hängen die 300 Drahtschnüre, in einer Ellipse ziehen sie sich durch den Raum und durch einen an den Seilen befestigten, rotierenden Arm schwingen sie hin und her, bilden visuell einen Spiegel der Kapellenkupel und lassen sogar mehrere Noten erklingen, die Teile der Hymne des Baptisten John wiedergeben.
Mit jeder Umrundung werden die vier Anfangsnoten Noten Do Re Mi Fa wiedergegeben, ein nicht enden wollender Kreislauf aus Bewegung und Sound, eine Belebung des sonst starren und auch verlassenen Kirchenraums.
„Caten“, so der Titel des Projektes, benannt nach der Kurve, die ein locker hängendes Seil beschreibt und die auch von den 300 Drahtseilen beschrieben wird.
Klang, Raum und Religion
Interessanterweise reflektiert David Letellier, der viele Projekte erdacht hat, die mit Klängen arbeiten, die Verbindung zwischen Klang und Raum, denn Kirchen und Kapellen wurden seit jeher so gebaut, dass das Wort auf der Kanzel bis in die letzte Reihe getragen werden konnte, nicht umsonst sind Konzerte in Kirchen ein akustisches Erlebnis. Hier spielen Stil und Funktion harmonisch miteinander, verbinden die Ästhetik der runden Wölbungen und die akustische Wirkung auf den Besucher.
Als Ort „once dedicated to faith“, also ehemals dem Glauben gewidmet, ist „Caten“ außerdem ein Kommentar auf den gelebten Glauben. Die Kapelle allein ist nichts ohne Bewegung, ohne Klang, das Wort immerhin ist Gottes Botschaft, so dass nur durch die akustische Bewegung ebenjene wiederbelebt werden kann.
Ob man nun religiös ist oder nicht, das Projekt ist eine wunderschöne Auseinandersetzung mit der metaphysischen Bedeutung von Gebäuden und ihrer Verbindung mit dem Menschen, bzw. seiner Kultur und so kann „Caten“ auch ohne Gottesbezug ein wahrlich spirituelles Erlebnis bieten.