Mühlacker – Der geschmückte Tannenbaum darf zu Weihnachten in vielen Haushalten nicht fehlen. Mit Kugeln, Lichterketten und Lametta geschmückt, strahlt er Weihnachtsstimmung aus. Ein unverzichtbares Detail fristet hingegen ein Schattendasein – der Ständer am Fuße der schmuckvollen Pracht. Ein Museum in Mühlacker bei Pforzheim stellt diesen Teil der deutschen Weihnachtskultur nun aber ins Rampenlicht.
350 Christbaumständer sind dort ausgestellt.
Die Sammlung selbst ist um einiges größer: Mehr als 1200 besondere Exemplare hat Sammlerin Heidi Schwarz dem Museum überlassen. Wo heute nur Wert auf Funktionalität gelegt wird, sei es früher vor allem um Schönheit gegangen, erzählt die 78-Jährige. Ihre ältesten Stücke stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, sie sind noch recht einfach aus Holz gestaltet. Die meisten der Exemplare sind aber gusseisern und aus dem Jugendstil, der zur Wende zum 20. Jahrhundert begann.
Es gibt einen mit Engelsfiguren verzierten Baumhalter, eine komplett bestückte Krippe mit Jesuskind, Maria, Josef, Schäfern, Tieren und den Heiligen Drei Königen oder einem winterlichen Wald mit Zwergen, einem Skifahrer und der Aufschrift «Frohe Weihnachten». Heutzutage finde man so etwas selten, die meisten Christbaumständer seien nur funktional und schlicht. Nur manchmal stößt die Sammlerin auf «ganz hübsche Stücke neueren Datums».
Für die Sammlung hat Schwarz mehr als 100.000 Euro ausgegeben.
Das teuerste Exemplar mit einer Spieluhr hat sie für 4000 Euro im Internet erstanden. Dort kauft sie mittlerweile die meisten ihrer Stücke. Auf Flohmärkten sei die Ausbeute heute nicht mehr so ergiebig wie zu Beginn ihrer Sammelleidenschaft.
Der Ständer mit integrierter Spieluhr ist noch nicht in der Ausstellung zu sehen, die im November eröffnete. Für ihn soll noch eine Vitrine angeschafft werden, damit das Uhrwerk nicht durch zu viel Ausprobieren beschädigt wird. Die Ausstellung werde bisher gut angenommen, sagte Johanna Bächle vom Amt für Bildung und Kultur Mühlacker. Die meisten Besucher seien erstaunt, dass es so kunstvolle Christbaumständer gebe.
Zu ihrer ungewöhnlichen Sammelleidenschaft kam Schwarz durch Zufall. Eine Freundin, die viel auf Flohmärkten unterwegs gewesen sei, habe alte Christbaumständer gekauft, um sie mit dicken Kerzen bestückt als Dekoration zu nutzen. «Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir auch welche auf dem Flohmarkt gekauft habe.» Dann habe Schwarz immer mehr und immer schönere Christbaumständer entdeckt und so kam es, dass sie seit 1999 leidenschaftliche Sammlerin ist.
In Europa gebe es kein Land, in dem so schöne Christbaumständer hergestellt worden seien wie in Deutschland, erzählt sie. Ein Großteil ihrer Stücke stammt aus deutscher Produktion, rund 30 amerikanische Christbaumständer runden ihre Kollektion ab.
Nur zwei weitere Christbaumständer-Sammler kennt Schwarz persönlich.
Durch die Spende an das Museum will Schwarz ihre Sammlung in ihrer Gesamtheit erhalten. Die Sammellust der 78-Jährigen ist aber noch längst nicht gestillt: Sobald sie einen Christbaumständer sehe, der noch nicht in ihrer Sammlung sei, kaufe sie munter weiter. Anfangs sei sie wegen ihrer Leidenschaft in ihrem Bekanntenkreis oft belächelt worden, mittlerweile werde sie für die Sammlung bewundert, erzählt Schwarz.
Unter ihrem Weihnachtsbaum sieht es in diesem Jahr aber vergleichsweise schlicht aus: Ein dreibeiniger, 40 Zentimeter hoher Ständer mit Ornamenten wird ihren Baum tragen.
(dpa)