Berlin – Fliegen ist aufregend – vor allem für Kinder, die das erste Mal in ein Flugzeug steigen. Damit die Reise nicht in Stress ausartet, sollten Eltern sich und ihre Kinder gut vorbereiten.
Dabei gilt: Je kleiner die Kinder, umso besser müssen Eltern planen. «Babys im ersten Lebensjahr sollten keine Fernflüge machen», findet Hermann Josef Kahl. Er ist der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Ein Neugeborenes, das jünger als sieben Tage ist, nehmen die meisten Fluggesellschaften ohnehin nicht mit.
Dass ganz junge Kinder nicht zu weit fliegen sollten, hat verschiedene Gründe: Erst mit 15 Monaten sind sie «durchgeimpft» und somit vor den gängigen Kinderkrankheiten geschützt. Zudem sind Zeit- und Temperaturumstellung neben dem Flug selbst großer Stress. «Und man weiß nicht, wie die medizinische Versorgung im Zielland ist», sagt Kahl. An den europäischen Zielen könne man davon ausgehen, dass die Versorgung der daheim zumindest ähnlich ist.
Medikamente ins Handgepäck nehmen
Sind Kinder chronisch krank, Asthmatiker oder herzkrank, müssen die Medikamente im Handgepäck dabei sein. Auch sollten Eltern generell den Impfpass mitnehmen. Und: Aufgrund einer EU-Verordnung brauchen Kinder eigene Reisedokumente mit Fotos, sagt Lufthansa-Sprecherin Sandra Kraft. Wenn die Reise etwa in die USA oder nach Kanada geht, muss der Reisepass biometrisch sein.
Wichtig auch: Reist nur ein Elternteil mit Kind oder Kindern und hat nicht das alleinige Sorgerecht, muss ebenfalls Papier mitgeführt werden. «Die Bundespolizei empfiehlt bei Reisen mit minderjährigen Kindern eine formlose Vollmacht des nicht mitreisenden Elternteils», sagt ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums. «Sollte das Kind einen anderen Nachnamen haben, kann die Vater- oder Mutterschaft durch die Geburtsurkunde nachgewiesen werden.»
Erhöhte Prüfpflicht bei Grenzkontrollen von Minderjährigen
Der Sprecher weist darauf hin, dass das Mitnehmen dieser Papiere nicht bindend ist, «es kann aber die grenzpolizeiliche Kontrolle erleichtern». Denn bei Grenzkontrollen von Minderjährigen haben die Beamten eine erhöhte Prüfpflicht und sind zur Gefahrenabwehr da. Die liegt etwa dann vor, wenn ein «sorgeberechtigtes Elternteil einer Ausreise des eigenen Kindes nicht zustimmt».
Gerade für Wenig-Flieger bietet sich der Gang ins Reisebüro an, um für alle Eventualitäten beim Urlaub mit der Familie gewappnet zu sein. «Bei vielen Fluggesellschaften können Reisebüromitarbeiter auf Wunsch der Kunden vorab Sitzplätze reservieren», sagt die Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Kerstin Heinen. «Die Reservierung vorab sei besonders für Familien mit Kleinkindern ratsam, damit die Eltern online oder am Flughafen entspannt einchecken können.»
Wer sich im Internet um Flüge kümmert und alles häppchenweise in Eigenregie bucht, sollte nicht an dem Betrag sparen, den die Sitzreservierung kostet – denn gerade in den Sommermonaten sind auch die Linienflüge gut gebucht und dem Bodenpersonal bleibt wenig Spielraum, Familien zusammenzusetzen.
Kinder zahlen oft nicht den vollen Preis
Kinder unter zwei Jahren fliegen auf Linienflügen auf dem Schoß der Eltern auf innerdeutschen Strecken umsonst, auf allen anderen Flugstrecken für zehn Prozent des regulären Tarifs, wie Lufthansa-Sprecherin Kraft sagt.
Neben diesem «Infant»-Tarif gibt es zudem den «Child-Tarif», der für Kinder zwischen zwei Jahren und bis zum vollendeten elften Lebensjahr gilt: «Sie benötigen einen eigenen Sitzplatz und reisen auf den meisten Flugstrecken und bei nahezu allen Tarifen für 75 Prozent des regulären Flugpreises», so Kraft. Wie bei der Lufthansa handhaben das die meisten Anbieter von Linienflügen, bei den Urlaubsfliegern sind die Flugpreise meist in den pauschalen Preis eingerechnet.
Check-in rechtzeitig erledigen
Um den teils langen Warteschlangen zu entgehen und damit den Stress schon vor dem Einsteigen ins Flugzeug gering zu halten, empfiehlt der DRV entweder ein Vorabend-Check-in, Online-Check-in oder die Nutzung von Check-in-Automaten am Flughafen. «Fast alle großen Fluggesellschaften bieten diesen Services mittlerweile an», sagt Heinen. Familien mit kleinen Kindern dürfen oft schon vor den restlichen Passagieren ins Flugzeug.
Da kleine Kinder noch keinen Druckausgleich machen können, sollte man sie während des Starts trinken lassen – entweder an der Brust oder an einer Flasche, so falle die Anpassung leichter, sagt Kahl. «Wenn der Druck zu hoch wird, kann man auch Nasentropfen geben.»
Zudem sollten Eltern immer Wechselkleidung im Handgepäck haben – nicht nur für den Nachwuchs, sondern am besten auch für sich selbst. Denn schnell ist ein Getränk verschüttet, ein Essen verschlabbert oder ein Kind erbricht sich. Außerdem gehören Spielzeug, Bücher und ein Kuscheltier in die Kabine. Und die Aufmerksamkeit der Eltern. Ein Fensterplatz kann dabei helfen, eventuelle Flugängste zu nehmen.
(dpa/tmn)