Berlin – Mal trotten sie allein am Strand entlang. Mal legen sie sich unter Sonnenliegen in den Schatten. Oder sie sammeln sich als Rudel mitten im Ort: herrenlose, streunende Hunde.
Wer Urlaub im Süden Europas oder Asien macht, trifft immer mal wieder auf die abgemagerten, struppigen Vierbeiner. «Doch egal, ob man sie am liebsten adoptieren würde oder Angst vor ihnen hat, oberste Regel heißt: Abstand halten und nicht füttern!», erklärt Daniela Schrudde, Tierärztin bei der Welttierschutzgesellschaft.
Als Tourist wisse man nicht, wie der Hund lebt oder ob er krank ist. Deshalb gelte: Nicht auf den Hund zugehen und auch nicht anfassen! Das sollte man auch hundeverliebten Kindern vermitteln. «Fühlt sich ein Hund bedroht, zeigt er das durch verschiedene Verhaltensweisen an – entsprechend seinem Stresslevel», erklärt Schrudde. Wenn man die Signale ignoriert, kann der Hund im schlimmsten Fall beißen. Wer unbedingt helfen will, kann im Internet nach lokalen Tierschutzverbänden suchen und diese kontaktieren.
«Viele Streuner leben selbstbestimmt und wurden durch andere Hunde sozialisiert. Für sie ist es regelrecht Stress, wenn sie auf Menschen treffen», erzählt Schrudde. Zwischenfälle und Beißunfälle passieren vor allem, wenn es in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu Missverständnissen kommt.
Dabei gäbe es eindeutige Alarmzeichen: «Wenn der Hund den Kopf wegdreht, ist das die nette Art zu sagen «Lass mich in Ruhe!»», beschreibt Schrudde. Aber gerade das Ausweichen des Blickkontakts sei ein Zeichen, das viele Menschen nicht wahrnehmen.
Seiner «Geh‘ bloß weg!»-Forderung verleiht der Hund Nachdruck, indem er sich auf den Rücken legt und seinen Bauch präsentiert. Wer denkt, der arme Kerl will jetzt nur gekrault werden, liegt meist falsch. Fängt der Hund schließlich zu knurren an, meint das: «Ich hab dir das jetzt schon mehrfach versucht im Guten zu sagen, aber jetzt reicht’s mir gleich: Zieh dich endlich zurück!», übersetzt Schrudde.
Im Gegensatz zu Haushunden hätten Streuner zudem seltener eine Beißhemmung gelernt. «Man kann nie wissen, wie viele Touris den Hund schon bedrängt haben. Da kann jedes weitere Mal der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt», sagt die Tierärztin.
Wer trotz aller Vorsicht gebissen wurde, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. «Das Tier könnte in bestimmten Gegenden der Welt Tollwut haben. Deshalb muss jeder Biss unbedingt behandelt werden. In Ländern mit Tollwut muss zudem eine Impfung nach dem Biss erfolgen. Ansonsten wäre er im Falle einer Krankheitsübertragung fast zu 100 Prozent tödlich», warnt Schrudde.
Und wie sollten sich Menschen verhalten, die Angst vor Hunden haben? «So natürlich wie möglich», rät die Expertin. Orte, an denen sich Streuner sammeln, sollte man meiden. Genau wie Plätze auf der Außenterrasse eines Restaurants – man wisse nie, wie die Tiere bereits durch Touristen konditioniert wurden.
Läuft ein Hund hinter einem her, sollte man versuchen, ihn zu ignorieren. Die Devise laute: Abstand halten – aber ohne zu rennen. Ein gutes Mittel sei auch, eine kleine Sprühflasche mit Wasser bei sich zu tragen, mit der man im Ernstfall in die Richtung des Hundes sprüht. Laut Schrudde zeigt es beim Hund auch Wirkung, wenn man sich groß macht und laut schreit. Was man genau rufe, sei eigentlich egal, so die Tierärztin. «Hauptsache laut.»
(dpa/tmn)