Anaheim – Waldbrände und Hurrikans. Das Aus von Air Berlin mit seinen Langstreckenflügen. Dazu Präsident Donald Trump, der hierzulande nicht das beste Image hat: In den vergangenen zwei Jahren gab es einige Gründe gegen eine Reise in die USA.
Doch in diesem Jahr zeichnet sich bei den deutschen Reiseveranstaltern wieder ein positiveres Bild ab, wie sich auf der US-Tourismusmesse
IPW zeigte.
Negativer Trump-Effekt überwunden
Bei den großen Veranstaltern wie Tui, DER Touristik mit Dertour, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen sowie FTI liegen die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr im Plus – ebenso bei Nordamerika-Spezialisten wie Canusa und America Unlimited. 2018 hatten viele Veranstalter von rückläufigen Buchungen berichtet, auch wegen der Naturkatastrophen.
Von einem negativen Trump-Effekt auf USA-Reisen ist keine Rede mehr. «Trump ist kein Thema», sagt Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow, der auch Vorstandsmitglied im deutschen Visit USA Committee (VUSA) ist. «Die Leute haben sich möglicherweise an die Art der Politik hier gewöhnt.» Philipp Detmer von DER Touristik erklärt: «Der US-Dollar-Kurs hat einen stärkeren und langfristigeren Einfluss auf die Reiseentscheidung als die US-Politik.»
Allerdings sorgt sich die U.S. Travel Association weiter um das Image der USA als Reiseland. Präsident Roger Dow betonte mit Blick auf die Prioritäten der US-Regierung: «Es ist wichtig, die bösen Leute draußen zu halten. Aber es ist noch viel wichtiger, all die guten Leute aus der ganzen Welt dazu zu bringen, in die USA zu kommen.» Befürchtungen nach strengeren Einreisevorschriften auch für deutsche Urlauber haben sich nicht bewahrheitet – wobei die Wartezeiten bei der Einreise an den Flughäfen immer noch ein Ärgernis sind.
Beliebtestes Fernreiseziel trotz Wechselkursverlust
Insgesamt zählten die USA im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Besucher aus Deutschland – 2015 waren es mit 2,29 Millionen aber noch mehr. In diesem Jahr zeigt der Trend wieder nach oben. Gefragt sind die Klassiker: New York, der Westen, Florida. Aber auch Nischenziele wie Hawaii und Alaska laufen gut.
Besonders große Schwankungen beim Wechselkurs gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht. Schon länger bewegt sich der Gegenwert eines Euros unter der Marke von 1,20 US-Dollar. Aktuell bekommen Urlauber für einen Euro etwa 1,12 Dollar. Damit bleiben die USA ein relativ teures Reiseland für deutsche Gäste.
Die Vereinigten Staaten sind dennoch das beliebteste Fernreiseziel. Und in den Weiten des Landes verteilen sich die Urlauber gut. In Europa wird das Thema Overtourism etwa in Venedig und auf Mallorca heiß diskutiert. In den USA ist man davon noch weit entfernt.
Nationalparks sind Nadelör der USA-Reise
Nichtsdestotrotz werden die bekannten Nationalparks der USA auch in diesem Jahr wieder ein Nadelöhr für USA-Rundreisen sein. Die Veranstalter raten Wohnmobil-Urlaubern dazu, Campingplätze möglichst früh zu reservieren. Und Hotels in Nationalparks können schon auf Monate im Voraus ausgebucht sein.
Vorerst gibt es laut den Veranstaltern keine Pläne, die Besucherzahlen etwa durch Reservierungssysteme zu begrenzen. Irgendeine Maßnahme, die Touristenströme besser zu steuern, werde aber noch kommen, schätzt Krause-Dünow. Das könnten Shuttlebusse für Gäste sein, um Schlangen von Autos zu vermeiden. So wird es zum Beispiel im Zion National Park in Utah gemacht.
Trends im Reiseverhalten
Darüber hinaus lassen sich zwei Trends beobachten. Zum einen entdecken Urlauber aus Deutschland innerhalb einer beliebten Destination mehr Facetten – vor allem in New York. «Die Leute werden mutiger», sagt Robin Brückner von Tui Deutschland. Das beobachtet auch Timo Kohlenberg, Chef von America Unlimited: «Vor kurzem war Manhattan noch das Nonplusultra. Jetzt kommen Harlem und Queens, und Brooklyn läuft schon seit Jahren.»
Zum anderen beobachtet Kohlenberg, dass viele Urlauber immer mehr in kürzerer Zeit sehen wollen. Daher werde über Inlandsflüge mehr als früher kombiniert: New York mit den Südstaaten, der Westen mit Hawaii und so weiter. «Das hat stark zugenommen.»
Auch Kombinationen aus den USA und Kanada nehmen zu, wie Krause-Dünow sagt. Urlauber fliegen zum Beispiel nach Vancouver und fahren dann hinunter nach Washington State in die USA und zurück. «Die Kunden sind flexibler geworden und reisen grenzüberschreitend.»
(dpa/tmn)